Spermienextraktion (mikrochirurgische TESE)
Die TESE (Testikuläre Spermienextraktion) führen unsere Expert*innen bei Männern und Jugendlichen durch, die in der Samenflüssigkeit keine oder nur extrem wenige Spermien haben. Wir führen die TESE nur in einer mikrochirurgischen Technik durch, das bedeutet, wir verwenden ein Operationsmikroskop, um die Strukturen des Hodengewebes genau beurteilen zu können. Im Vergleich zueiner konventionellen TESE ohne Nutzung eines OP-Mikroskops erhöhen wir so die Wahrscheinlichkeit, dass Spermien gefunden werden.
Die TESE wird beieiner operativen Hodenexploration und Hodenbiopsie durchgeführt, bei der durch Inspektion und Beurteilung der Hoden, Nebenhoden und Samenleiter und die anschließende feingewebliche Untersuchung von Hodengewebe die anatomischen- und feingeweblichen Gegebenheiten beurteilt werden können.
Vor einer Operation kann leider nicht sicher vorhergesagt werden, ob Spermiengefunden werden.. Tendenziell gilt: Je voluminöser der Hoden und je niedriger der FSH-Spiegel, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit Spermien zu finden. Zudem sollte der Testosteronwert weites gehend ausgeglichen sein.
Die Kosten der Narkose, der Operation zur Sicherung der Diagnose, zur Beurteilung des Hodens, Nebenhodens und der Samenwege werden von den Krankenkassen getragen. Sie müssen jedoch einen Eigenanteil für die Entnahme des Hodengewebes im Rahmen der TESE, der Aufbereitung des Hodengewebes und der Suche nach Spermien, sowie der Kryokonservierung, dem Einfrieren des Hodengewebes, leisten.
Diese Kosten belaufen sich auf ca. 1500€, die dauerhafte Lagerung aktuell in unserem Centrum 250 € pro Jahr. Wir legen Ihnen im Rahmen der OP-Vorbereitung die entsprechenden Kostenvoranschläge zur Unterschrift vor. Die Rechnung erhalten Sie nach der Operation aus unserer Verwaltung.
Voruntersuchung
Die Chance, im Hodengewebe Spermien zu finden, ist von vielen Faktoren abhängig, deshalb sind Voruntersuchungen sinnvoll und notwendig. Im Rahmen der Vorstellung in unserem Centrum erfolgt ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch. Ergänzend werden Sie untersucht und eine Ultraschalluntersuchung der Hoden durchgeführt. Durch die Bestimmung der männlichen Hormone können wir die Fähigkeit des Hodens, Spermien zu bilden, einschätzen. Ihre persönlichen Chancen auf eine erfolgreiche Operation erläutert das Team unseres Centrums mit Ihnen.
Die mikrochirurgische Operation
Die Operation findet in unserem ambulanten OP Zentrum (AOZ) statt. Das OP-Zentrum befindet sich sich im Erdgeschoss der Zahnklinik auf der Waldeyerstr. 30, 48149 Münster. Direkt vor dem Gebäude befindet sich ein Parkhaus. Im Erdgeschoss rechts befindet sich die Tagesklinik mit den OP-Räumen für Ihre Operation.
Die OP wird in der Regel als ambulante OP durchgeführt, das heißtSie können noch am gleichen Tag die Uniklinik wieder verlassen. Für eine ambulante Durchführung müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zum einen dürfen sie an keinen Vorerkrankungen leiden, die eine stationäre Überwachung nach der OP notwendig machen. Des Weiteren darf Ihre Heimfahrt nicht länger als zwei Stunden in Anspruch nehmen. Falls Sie eine längere Heimreise haben, schlagen wir vor, dass Sie in Münster zum Beispiel. in einem Hotel übernachten. Grundsätzlich gilt, dass Sie als Patient 24 Stunden nach dem Eingriff von einer Begleitperson betreut werden müssen und die erste Nacht nach der OP nicht alleine im Hotel oder in der Wohnung verbringen dürfen. Am nächsten Tag können Sie gerne zur Kontrolle zu uns kommen und dann die Heimreise antreten. Diesen Termin können Sie am Tag der OP-Vorbereitung mit unserer Anmeldung vereinbaren.
Ablauf der Operation
Die Operation findet in einer Vollnarkose statt, über die Sie unsere Anästhesist*innenvor der Operation ausführlich aufklären . Sie bekommen dann zudem die Information, ab wann Sie nüchtern sein müssen undwelche Ihrer Dauermedikationen Sie am Tag der OP einnehmen sollten. Eine detaillierte OP-Aufklärung und Untersuchung findet ebenfalls am Vorbereitungstag statt. Die folgenden Informationen dienen dazu ihnen einen Überblick zu verschaffen:
Die Operation an sich dauert ca. 90 - 120 Minuten. Dabei wird der Hodensack zunächst über einen ca. zwei bis drei Zentimeterlangen Hautschnitt in der Mittellinie eröffnet. Man sieht dann die Hoden, die von einer straffen Organkapsel aus Bindegewebe umhüllt sind. Diese Kapsel wird bei der Operation eröffnet. Anschließend wird das Gewebe unter dem Operationsmikroskop sorgfältig gemustert und aus Stellen mit guten Hodenkanälchen Gewebsproben entnommen. Während der Operation kannin der Regel . nicht direkt gesehen werden, ob diese Areale bereits Spermien beinhalten. Diese Information ist erst das Ergebnis der anschließenden Laborarbeit und liegt erfahrungsgemäß einige Tage nach der Gewebeentnahme vor.
In der OP beurteilen wir immer auch das Aussehen und Besonderheiten des Hoden, Nebenhodens und der ableitenden Samenwege. Sehr selten nur finden sich Veränderungen der Samenwege in Form von Verschlüssen (Obstruktionen), zum Beispieldurch Infektionen. Eine operative Rekonstruktion im Sinne einer erneuten Durchgängigkeit wird als Refertilisation bezeichnet und ist leider nur in sehr seltenen Fällen möglich.
Wir entnehmen in der Regel pro Hodenseite bis zu sechs bis achtBiopsien plus Proben für eine feingewebliche Untersuchung (Histologie). Mithilfe der Histologie, die in unserem Haus ebenfalls durchgeführt wird und zur Bearbeitung ca. vier Wochen benötigt, kann beurteilt werden, warum der Hoden keine oder nur wenige Spermien produziert. Falls Ihr Einverständnis vorliegt, entnehmen wir zusätzlich eine kleine Hodengewebsprobe für wissenschaftliche Untersuchungen.
Da bei jeder Operation auch der Nebenhoden beurteilt wird, kann es sinnvoll sein, aus dem Nebenhoden Samenflüssigkeit zu entnehmen und auch auf Spermien zu untersuchen. Dabei handelt es sich um eine MESA (Mikrochirurgische Epididymale Spermien Aspiration). Sollten diese Flüssigkeiten Spermien enthalten, wird auch hier eine Kryokonservierung durchgeführt.
Wie läuft die Spermienextraktion ab?


Nach der Operation
Vor der Operation brauchen Sie keine sexuelle Karenz einzuhalten. Nach der Operation können Sie dann erneut sexuell aktiv werden, wenn es schmerzarm wieder möglich ist. Zumeist ist der Heilungsverlauf nach der Operation sehr zügig. Sie sollten keine wesentlichen Schmerzen haben. Anfänglich ist es normal, wenn Sie ein leichtes Ziehen und Druckgefühl im Genitalbereich und Unterbauch haben. Nach der OP ist es sinnvoll eine straffe Unterhose anziehen, um das Genital eher zu fixieren. Zuhause sollten Sie den Hodensack z.B. durch das Unterlegen eines kleinen gefalteten Handtuchs hochlagern. Zusätzlich kann der Hodensack mittels Kühlkompressen, die ebenfalls in ein Tuch oder einen Waschlappen eingeschlagen sind, gekühlt werden. Sie sollten sich in den ersten Tagen eher öfters hinlegen und die Beine hochlegen. Kontinuierliches Sitzen und Herumlaufen sollte vermieden werden. Wärme in Form von z.B. Laptop auf den Oberschenkeln oder Sitzheizung im Auto sollte ebenfalls vermieden werden.
Es ist unsere Empfehlung, dass Sie sich in den ersten ein bis zwe iTagen nach der OP wohnortnah bei Ihrem Urologen zur Wundkontrolle vorstellen. Gerne bieten wir Ihnen an, sich 3 Monate nach der Operation erneut bei uns vorzustellen. Wir werden dann eine Kontrolle mit einer Ultraschalluntersuchung machen und die Hormonwerte des Hodens bestimmen. Bitte vereinbaren Sie dazu frühzeitig einen Termin mit unserer Anmeldung, +49 251 83-56095 oder info-andrologie@ukmuenster.de.
Dauerlagerung des Hodengewebes in unserem Centrum
Wenn eine Kinderwunschbehandlung mit dem Hodengewebe in unserem Universitären Kinderwunschzentrum geplant ist, ist die dauerhafte Lagerung in unserem Centrum sinnvoll.
Die Kosten für die Dauerlagerung belaufen sich auf aktuell 250 € pro Jahr. Ohne Kündigung ihrerseits verlängert sich die Vertragsdauer jeweils um ein Jahr.
Ob das Gewebe dauerhaft bei uns eingelagert werden soll, können Sie mit dem Arzt besprechen, der Sie zu der Operation aufklärt. Falls eine ICSI-Therapie in einem wohnortnahen Kinderwunschzentrum stattfinden soll, kann das Hodengewebe selbstverständlich auch transportiert und verlagert werden.
Ansprechpartner für die Organisation der Verlagerung ist hier unser Andrologielabor, andrologielabor@ukmuenster.de.
Sollten Sie zu uns eine weite Anreise haben, so dass die Heimfahrt nicht direkt nach der OP, sondern erst am nachfolgenden Tag stattfindet, kann ggf. das Hodengewebe (wenn Spermien direkt in den ersten Untersuchungen im Labor sichtbar sind) am Nachmittag des Tages nach der OP bereits mitgenommen werden. Leider können wir dieses Vorgehen, abhängig von der Anzahl der operativen Eingriffe, leider nicht immer garantieren. Grundsätzlich ist es aber nötig, dass Sie ein entsprechendes Transportbehältnis mitbringen und wir im Vorfeld über ihr Vorhaben informiert sind. Das Transportgefäß erhalten Sie in der Regel von Ihrem wohnortnahen Kinderwunschzentrum.
Falls eine Kinderwunschtherapie in unserem Universitären Kinderwunschzentrum (Anmeldung +49 251 83-58280 oder info-kinderwunsch@ukmuenster.de) geplant ist, kann dort ein Termin vereinbart werden, um die künstliche Befruchtung zu planen. Kostenaufstellungen, die diese Therapie – ICSI – intrazytoplasmatische Spermieninjektion – betreffen, werden mit Ihnen dort besprochen.
Ergebnisse der Hodengewebsproben
Alle entnommenen Hodengewebsproben werden eingefroren und nachfolgend in unserem Labor wie folgt untersucht: Von jeder entnommenen Probe (in der Regel 16 Proben, 8 pro Hodenseite) begutachten wir eine kleine Ecke, in der wir nach Spermien suchen. Diese gefundenen und untersuchten Spermien sind für eine spätere Kinderwunschbehandlung nicht mehr zu nutzen und werden nicht aufbewahrt.
Mit der Untersuchung einer kleinen Ecke jeder Hodengewebsprobe möchten wir einen Überblick darüber gewinnen, wie wahrscheinlich es ist, dass auch im restlichen, größten Teil der Proben, Spermien zu finden sind. Diese Untersuchung des Hodengewebes fassen wir in einem Bericht zusammen, den Sie persönlich per Post erhalten. Er gibt Ihrem Kinderwunschzentrum und den dort tätigen BiologInnen einen Überblick über die Wahrscheinlichkeit, auch am Tage der Eizellpunktion im Rahmen der ICSI, Spermien im Hodengewebe zu finden.
(…) Beurteilung: Wir haben von allen entnommenen Proben ein kleines Teilstück enzymatisch aufgearbeitet und auf Spermien untersucht. Wir geben die absolute Zahl der Spermien in diesem kleinen Teilstück an. Dabei zählen wir maximal bis 100 Spermien. Die so gefundenen Spermien sind nicht kryokonserviert (eingefroren). Das Ergebnis vermittelt einen Eindruck darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass auch im kryokonservierten Restgewebe Spermien zu finden sind. Haben wir mehr als 100 Spermien in einem Teilstück gefunden, beschreibt die Angabe: /1 etc. wie viele Spermien pro Gesichtsfeld gesehen wurden, ggf. folgt zusätzlich eine Angabe zur Motilität der Spermien, c- oder d-bewegliche Spermien, Ü bedeutet, dass Spermien im flüssigen Überstand gefunden wurden.
Gewebe aus dem rechten Hoden: mTESE-Probe (Nummer des Proberöhrchens) / Anzahl gefundener Spermien (maximal Zählung bis 100 Spermien)
mTESE 1: 100
mTESE 2: 100
mTESE 3: 100
mTESE 4: 100
mTESE 5: 100
mTESE 6: 100
mTESE 7: 100
mTESE 8: 100
Gewebe aus dem linken Hoden: mTESE-Probe (Nummer des Proberöhrchens) / Anzahl gefundener Spermien (maximal Zählung bis 100 Spermien)
mTESE 1: 2
mTESE 2: 27
mTESE 3: 3
mTESE 4: 0
mTESE 5: 6
mTESE 6: 7
mTESE 7: 5
mTESE 8: 0
In diesem Beispiel zeigt sich, dass bei den Untersuchungen der Proben des rechten Hodens mehr Spermien als in den Proben des linken Hodens gefunden wurden. Die so gefundenen Spermien können nicht erneut für eine spätere Kinderwunschbehandlung eingefroren werden, da sie diese Prozedur nicht überleben würden. Wir können jedoch anhand dieser Ergebnisse gut einschätzen, wie wahrscheinlich es ist, in den restlichen, weiterhin eingefrorenen Proben, Spermien zu finden. In unserem Beispiel gehen wir somit nahezu sicher davon aus, in den Proben insbesondere des rechten Hodens Spermien für eine ICSI-Therapie zu finden.Das Ergebnis der linken Hodenseite ist deutlich eingeschränkter. Auch hier haben wir zwar in den Untersuchungen der kleinen Proben Spermien gefunden, jedoch in deutlich geringerer Anzahl. Auch hier besteht die deutliche Hoffnung, dass auch im restlichen Gewebe Spermien zu finden sind. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch eingeschränkt.
Leider kann es vorkommen, dass in den ersten enzymatischen Aufbereitungen vereinzelt Spermien gefunden werden, aber am Tag der Eizellentnahme mit geplanter ICSI keine ausreichende Spermienanzahl in den eingefrorenen Proben zu finden ist. Dies geschieht gelegentlich in Situationen, in denen bei der ersten Aufbereitung nur vereinzelt Spermien in einer Zahl unter vier bis fünf Spermien pro Biopsie gesehen werden. In diesen Situationen können dann die unbefruchteten Eizellen der Partnerin kryokonserviert werden. Auch ist hier - bei Wunsch des Paares – eine heterologe Absicherung der Kinderwunschtherapie mit Fremdsamen zu diskutieren.
Was ist zu tun, wenn in den ersten Untersuchungen der kleinen Gewebsstücke keine Spermien zu finden sind?
Dies ist leider ein tendenziell schlechtes Ergebnis und bedeutet, dass wahrscheinlich auch in den restlichen eingefroren Gewebsstücken keine Spermien zu finden sein werden.
In diesem Fall warten wir unser feingewebliches Ergebnis (Histologie) ab und werden nachfolgend alle noch verbliebenen Gewebsstücke auftauen und nochmals auf das Vorhandensein von Spermien prüfen. Sollte sich dann eine Ecke mit vielen Spermien finden, könnte man diese wahrscheinlich erneut einfrieren und für eine spätere Kinderwunschbehandlung nutzen.
Unsere Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass sich oft auch im restlichen Gewebe keine Spermien finden lassen. Dies bestätigt, dass die ersten Untersuchungen der Hodenproben eine sehr zuverlässige Aussage zulassen, wie viele Spermien im kryokonservierten Gewebe später für eine Kinderwunschbehandlung mittels ICSI zur Verfügung stehen.
Die feingewebliche Untersuchung des Hodengewebes (Histologie)
Der Hoden wird von einer straffen Organkapsel aus Bindegewebe umhüllt, die man als Tunica albuginea bezeichnet. Vor hier aus strahlen Bindegewebsbrücken in das Innere des Hodens ein und teilen den Hoden in ca. 300 Läppchen (Lobuli testis), die jeweils 1 – 4 Samenkanälchen (Tubuli seminiferi) besitzen. Die Samenkanälchen münden in ein Sammelbecken (das Rete testis) und bilden dann den Samenleiter. Im Bindegewebe zwischen den Kanälchen befinden sich die Leydig-Zellen, die das männliche Hormon Testosteron produzieren. Das Gewebe der Kanälchen wird von den Sertoli-Zellen gebildet, die eine Stütz- und Ernährungsfunktion für die zwischen ihnen liegenden Keimzellen (Spermatogonien) haben, aus denen die Spermatozyten, später dann die ausgereiften Spermien (Samenfäden) entstehen.
Bei einer Azoospermie, d.h. bei dem vollständigen Fehlen von Spermien in der Samenflüssigkeit, kann sich in der feingeweblichen Untersuchung der Befund eines Sertoli-cell-only-Syndroms zeigen. In diesen Fällen fehlen im Hodengewebe die Zellen, aus denen Spermien entstehen können, und es finden sich ausschließlich Sertoli-Zellen, die in den Samenkanälchen eine Stützfunktion haben. Leider besteht aus aktueller wissenschaftlicher Sicht keine Therapiemöglichkeit, um in diesem Hodengewebe doch noch Spermien ausreifen zu lassen. Oftmals finden sich in der feingeweblichen Untersuchung auch sogenannte Tubulusschatten. Dies ist Kennzeichen eines weit fortgeschrittenen Strukturverlustes des Hodengewebes und kommt einem narbigen Umbau gleich. Häufig findet sich eine Kombination dieser beiden Ergebnisse.
Bei diesem feingeweblichen Befund findet sich in einzelnen Samenkanälchen eine vollständige Spermienentwicklung, die jedoch in ihrem Umfang in der Regel deutlich reduziert ist. In allgemeinen liegt, falls Spermien in den Biopsien gefunden werden können, dieser histologische Befund vor.
Dieser Befund findet sich in der Regel, wenn die Hodenfunktion vollständig ungestört ist. Hier finden sich erfahrungsgemäß in allen Samenkanälchen viele vollständig ausgereifte Spermien. Diesen Befund sieht man in der Regel dann, wenn der Hoden ungestört arbeitet, aber der Abfluss der Spermien durch den Nebenhoden und Samenleiter gestört ist. Dies ist ein typischer Befund bei Männern mit einer Zystischen Fibrose oder aber einer CBAVD (Erklärungen siehe weiter unten).
Die Spermienentwicklung läuft in mehreren Entwicklungsschritten ab. Es gibt Fälle, in denen die Reifung der Samenfäden auf bestimmten Entwicklungsschritten stoppt, so dass letztendlich keine reifen Spermien produziert werden. Leider fehlen hier aktuell mögliche Therapieansätze zu einer Verbesserung der Situation. Eine künstliche Befruchtung kann nur mit vollständig ausgereiften Spermien durchgeführt werden. Dieser Befund ist typisch für Mutation (Veränderungen) einzelner Gene, die für die Fruchtbarkeit verantwortlich sind.
Auch bei einem Klinefelter-Syndrom ist in der Regel die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass in dem Hodengewebe Spermien gefunden werden können. Aktuell zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass in ca. 30-50% aller Klinefelter-Patienten, die im jugendlichen Alter ab ca. dem 15./16.Lebensjahr operiert werden, Spermien gefunden werden. Diese können dauerhaft, auch über Jahrzehnte, eingefroren eingelagert und für eine spätere Kinderwunschbehandlung genutzt werden. Auch bei erwachsenen Klinefelter-Männern finden sich in einem gewissen Prozentsatz Spermien, auch wenn zu beobachten ist, dass die Wahrscheinlichkeit, Spermien zu finden, mit zunehmendem Lebensalter abnimmt. Eine TESE bei einem erwachsenen Klinefelter-Mann bedarf jedoch oftmals einer medikamentösen Vorbereitung. So muss eine dauerhafte direkte Testosterontherapie zunächst abgesetzt werden und ggf. eine Ersatztherapie eingeleitet werden. Diese Optionen besprechen wir ausführlich mit betroffenen Patienten.
Die Untersuchung des Hodengewebes fassen wir auch bei Klinefelter-Patienten in einem Bericht zusammen.
Hier zeigen wir Ihnen beispielhaft eine Auswertung aus unseren Arztbriefen:
(…) Beurteilung: Wir haben von allen entnommenen Proben ein kleines Teilstück enzymatisch aufgearbeitet und auf Spermien untersucht. Wir geben die absolute Zahl der Spermien in diesem kleinen Teilstück an. Dabei zählen wir maximal bis 100 Spermien. Die so gefundenen Spermien sind nicht kryokonserviert (eingefroren). Das Ergebnis vermittelt einen Eindruck darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass auch im kryokonservierten Restgewebe Spermien zu finden sind.
Gewebe aus dem rechten Hoden: mTESE-Probe (Nummer des Probealiquots) / Anzahl gefundener Spermien (maximal Zählung bis 100 Spermien)
mTESE 1: 4
mTESE 2: 7
mTESE 3: 12
mTESE 4: 0
mTESE 5: 0
mTESE 6: 0
mTESE 7: 3
mTESE 8: 2
Gewebe aus dem linken Hoden: mTESE-Probe (Nummer des Probealiquots) / Anzahl gefundener Spermien (maximal Zählung bis 100 Spermien)
mTESE 1: 2
mTESE 2: 0
mTESE 3: 3
mTESE 4: 0
mTESE 5: 6
mTESE 6: 7
mTESE 7: 0
mTESE 8: 0
Dies ist für einen Klinefelter-Patienten bereits ein gutes Ergebnis und beschreibt, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass im restlichen eingelagerten Gewebe Spermien für eine spätere ICSI-Therapie gefunden werden können. Wahrscheinlich könnten hier zum Beispiel 1-2 Versuche (abhängig auch je nach weiblichen Befunden) einer ICSI durchgeführt werden.
Bei diesen angeborenen Besonderheiten finden sich genetische Veränderungen, die ursächlich für das Fehlen von Spermien im Ejakulat sind. Männer mit einer Cystischen Fibrose haben in der Regel auch Symptome einer Lungen- und / oder Pankreaserkrankung und wissen seit der Kindheit um diese Besonderheit.
Männer mit einer genetisch nachgewiesenen CBAVD (engl. congenital bilateral aplasia of vas deferens = angeborenes beidseitiges Fehlen des Samenleiters) haben die mildeste Form einer Mukoviszidose und „nur“ keine Spermien im Ejakulat.
In der Regel haben die Betroffenen weitere Besonderheiten des Ejakulats:
pH-Wert des Ejakulats ist vermindert
Menge des Ejakulats ist deutlich vermindert (nur wenige Tropfen)
Marker des Nebenhoden im Ejakulat – Glukosidase - ist fehlend oder vermindert
Da bei diesen Besonderheiten in der Regel „nur“ der Abfluss der Spermien aus dem Hoden unterbrochen ist, die grundsätzliche Spermienbildung im Hoden jedoch normal (normale Hormonwerte und normale Hodengröße), sind die Chancen in einer OP Spermien zu finden, gut.
Bei einer typischen Fehlanlage ist nur ein Drittel des Nebenhodens angelegt und der Samenleiter fehlt. Je nach intraoperativem Befund, kann eine Aspiration von Samenflüssigkeit aus dem Nebenhoden durchgeführt werden. Diese Methode wird mikrochirurgische epididymale (= aus dem Nebenhoden) Spermienaspiration (MESA) genannt. Oder aber, es ist eine Entnahme von Hodengewebe nötig (TESE).
Falls keine weiteren Faktoren (z.B. ein kindlicher Hodenhochstand, Maldescensus testis) als Risikofaktoren für die Fruchtbarkeit bestehen, sind in der Regel Spermien zu finden.
In der Regel ist keine operative Rekonstruktion des Befundes möglich, d.h. es gibt keine Methoden die Fehlanlage durch ein Implantat oder körpereigenes Gewebe zu ersetzen und eine Durchgängigkeit wiederherzustellen.
Die Untersuchung des Hodengewebes fassen wir auch bei Mukoviszidose und CBAVD -Patienten in einem Bericht zusammen.
Hier zeigen wir Ihnen beispielhaft eine Auswertung aus unseren Arztbriefen:
Beurteilung:
Wir haben von allen entnommenen Proben ein kleines Teilstück enzymatisch aufgearbeitet und auf Spermien untersucht. Wir geben die absolute Zahl der Spermien in diesem kleinen Teilstück an. Dabei zählen wir maximal bis 100 Spermien. Die so gefundenen Spermien sind nicht kryokonserviert. Das Ergebnis vermittelt einen Eindruck darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass auch im kryokonservierten Restgewebe Spermien zu finden sind. Haben wir mehr als 100 Spermien in einem Teilstück gefunden beschreibt die Angabe: /1 etc. wie viele Spermien pro Gesichtsfeld gesehen wurden, ggf. folgt zusätzlich eine Angabe zur Motilität der Spermien, c- oder d bewegliche Spermien, Ü bedeutet, dass Spermien im flüssigen Überstand gefunden wurden.
Rechter Hoden
m TESE Probe (Nummer des Probealiquots) / Anzahl gefundener Spermien (maximal Zählung bis 100 Spermien)
mTESE 1: 100 / 0.1; 2c,98d
mTESE 2: 39; 39d
mTESE 3: 60; 2c,58d
mTESE 4: 25; 25d
mTESE 5: 13; 13d
mTESE 6: 53; 53d
MESA 7: beweglich Spermien
MESA 8: 100, beweglich Spermien
Sonstige 9: 15; Überstand
Sonstige 10: 15; Überstand
Linker Hoden
m TESE Probe (Nummer des Probealiquots) / Anzahl gefundener Spermien (maximal Zählung bis 100 Spermien)
mTESE 1: 92; 4c,88d
mTESE 2: 100 / 0.1; 3c,97d
mTESE 3: 67; 3c,64d
mTESE 4: 62; 3c,59d
mTESE 5:1007; 1c,46d
mTESE 6: 100; 21d
MESA 7: 100
MESA 8: 100
Sonstige 9: 20; Überstand
Sonstige 10: 20; Überstand
Dies ist ein für diese Patientengruppe insgesamt zufrieden stellendes Ergebnis. Es kann mit großer Sicherheit angenommen werden, dass auch in den dauerhaft eingelagerten (kryokonservierten) m TESE Biopsaten, MESA Proben und flüssigen Überständen ausreichend Spermien, für viele Versuche einer künstlichen Befruchtung gefunden werden können. Es ist nur eine Kinderwunschbehandlung mittels ICSI möglich. Mildere Formen einer Kinderwunschbehandlung, z.B. Inseminationen, sind nicht möglich.
Wenn ein Mann von einer Zystischen Fibrose oder aber einer CBAVD betroffen ist, sollte eine genetische Untersuchung der Frau auf die Trägerschaft einer Zystischen Fibrose erfolgen. Diese Untersuchung wird empfohlen, da eine unerkannte Trägerschaft der Frau, ein Risiko für eine Erkrankung entstehender Kinder bedeuten kann.
Genetische Diagnostik zur Ursachenklärung einer Azoospermie
Vor Durchführung einer mTESE sollte eine genetische Abklärung angeboten werden, mit der die Ursache der fehlenden oder verminderten Spermienproduktion gefunden werden kann. Im Vordergrund stehen bei der Abklärung:
- Chromosomenanomalien (inklusive Klinefelter-Syndrom) mittels Karyotyp
- Mikrodeletionen der AZF-Loci des Y-Chromosoms,
- Mutationen in einzelnen Genen, genannt Azoo Panel Untersuchung, es werden Gene untersucht, die für eine Nicht-obstruktive Azoospermie: (aktuell 2022: ADAD2, AR, GCNA, M1AP, MSH4, MSH5, NR5A1, RAD21L1, RNF212, SHOC1, SPO11, SYCE1, SYCP2, TERB1, TERB2, TEX11, TEX14, TEX15, ZMYND15), oder für eine Obstruktive Azoospermie: (aktuell: CFTR, ADGRG2) verantwortlich sein können. Diese Gene können ursächlich für verschiedene Hodengewebsbesonderheiten (testikuläre Phänotypen), SCO Syndrom, Reifungsstörungen der Spermien (Meiosearrest etc.) sein.
- Mutationen im Gen für die zystische Fibrose, Mukoviszidose, einer angeborenen Erkrankung, die insbesondere die Lunge betrifft, aber auch mit einer Fehlanlage der ableitenden Samenwege einhergehen kann.
Ihr Kontakt zu uns
Patientensekretariat & Terminvergabe
+49 251 83-56095
info-andrologie@ukmuenster.de
Mo-Do: 7.30-15.30 Uhr
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Häufig gestellte Fragen zu Spermienextraktion
Nach einem Erstgespräch bei uns können Sie per E-Mail oder telefonisch einen Operationstermin mit unseren Ärzt*innen vereinbaren. Die Wartezeit beträgt in der Regel 8 bis 12 Wochen. Wenn möglich, bieten wir Ihnen einen Termin nach Ihren Wünschen an. Wenn Sie einen OP-Termin vereinbart haben, erhalten Sie einen Vorbereitungstermin, bei dem wir die Operation ausführlich mit Ihnen besprechen und Sie den Anästhesist*innen vorstellen. Dieser Vorbereitungstermin dauert ca. 3-4 Stunden und findet ca. 2-4 Wochen vor dem Operationstermin statt. Wenn Sie in Ihrer Terminplanung flexibel sind, können wir Sie auch nach Vergabe eines festen OP-Termins auf eine Warteliste setzen. Wir setzen uns dann mit Ihnen in Verbindung, wenn ein früherer OP-Termin frei wird.
Wir empfehlen Ihnen, mindestens vier Wochen vor der TESE persönlich zu einem Beratungsgespräch und zu den Voruntersuchungen zu uns zu kommen. Häufig müssen Vorbehandlungen besprochen, individuelle Fragen geklärt und zusätzliche genetische Untersuchungen veranlasst werden. Wir sind uns bewusst, dass eine zusätzliche lange Anreise für Sie eine Belastung darstellt, aber den Erfolg einer TESE optimiert. Bitte bringen Sie unbedingt alle bereits vorliegenden Befunde und Untersuchungsergebnisse zum ersten Termin mit. Wenn Sie mit uns klären möchten, ob ggf. eine erneute TESE sinnvoll ist, ist es wichtig, dass Sie das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung (Histologie) der Hodengewebeproben mitbringen. Falls Sie dieses Ergebnis nicht haben, sollten Sie es bei den Kolleg*innen erfragen, die die erste TESE durchgeführt haben. Das Ergebnis der Histologie hilft uns zu beurteilen, ob wir Ihnen zu einer erneuten TESE raten sollten.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die diagnostische Abklärung, warum Ihr Hodengewebe möglicherweise keine ausreichenden Spermien produziert. Die Kosten für die Narkose und die Entnahme des Hodengewebes zur feingeweblichen Untersuchung werden von der Krankenkasse übernommen. Die Maßnahmen im Rahmen des Kinderwunsches, die Entnahme von in der Regel 16 Proben aus beiden Hoden, deren Untersuchung auf das Vorhandensein von Spermien, die Aufbereitung und das Einfrieren der Proben sowie der Einsatz eines Operationsmikroskops sind Leistungen, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Am Tag der Operationsvorbereitung müssen Sie die Kostenübernahmeerklärung unterschreiben. Nach der Operation erhalten Sie eine Rechnung von der Verwaltung des Universitätsklinikums.
Sie erhalten von uns eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für eine Woche ab dem Tag der Operation. Je nach Art Ihrer beruflichen Tätigkeit können Sie danach wieder arbeiten. In den ersten Tagen nach der Operation sollten Sie sich körperlich schonen. Mit sportlichen Aktivitäten sollten Sie ca. vier Wochen pausieren. Jugendliche, die noch zur Schule gehen, sollten einige Tage pausieren, eine Sportbefreiung für vier Wochen können wir ausstellen.
Es ist nicht nötig, eine sexuelle Karenz einzuhalten.
In der Regel sind die Schmerzen nach der TESE eher mild und gut erträglich. Sie erhalten von uns nach dem Eingriff ein Rezept für ein Schmerzmittel für zu Hause. Auch das Hochlagern und Kühlen des Hodensacks bringt Linderung. Nach der Operation erhalten Sie von uns eine Checkliste, in der alle Verhaltensempfehlungen noch einmal zusammengefasst sind.
Die Operation ist ein eher kleiner Eingriff und in der Regel sind Sie nach der Operation wieder gut mobil und bereit, die Tagesklinik zu verlassen. Nur bei schweren Begleiterkrankungen ist die stationäre Nachbetreuung sinnvoll und möglich. Patienten, die eine weite Anreise zur uns haben, sollten in der Nacht nach der OP in einem Hotel in Unikliniknähe übernachten.
Nach der Operation und Narkose dürfen Sie 24 Stunden lang nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Sie dürfen kein Auto fahren und nicht alleine öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Sie benötigen für 24 Stunden eine Begleitperson, auch in der ersten Nacht zuhause oder im Hotel.
Falls eine hormonelle Vorbehandlung bei Ihnen persönlich sinnvoll ist, werden wir dies mit Ihnen bei der Erstvorstellung besprechen. Sie sollten sich ausgewogen, vollwertig und gesund ernähren, Nahrungsergänzungspräparate sind in der Regel nicht erforderlich. Nikotin schränkt die Fruchtbarkeit der Spermien sehr stark ein, deshalb ist eine Nikotinkarenz mindestens sechs Monate vor der TESE optimal.
Wir führen die TESE ausschließlich unter dem OP-Mikroskop in einer mikrochirurgischen Technik durch. Dadurch verbessert sich die Chance Spermien zu finden. Ob bei Ihnen eine erneute TESE sinnvoll ist, kann in einem Beratungsgespräch besprochen werden. Zur Einschätzung benötigen wir das feingewebliche Ergebnis (Histologie) der vorrausgegangenen TESE. Bitte bringen Sie den Befund zum Erstgespräch mit.
Nein! Testosteron ist kontraproduktiv und führt dazu, dass nur wenige oder keine Spermien im Hoden gebildet werden. Von außen zugeführtes Testosteron wirkt wie die „Pille“ für den Mann. Wenn Sie bereits vor der TESE einen Testosteronmangel haben, besprechen unsere Ärzt*innen mit Ihnen eine alternative Therapie vor der TESE.
Bei der TESE werden technisch bedingt immer auch die Zellen (Leydig-Zellen) mit entnommen, die das Testosteron produzieren. In einer Hormonkontrolle bestimmen wir vor der OP immer auch den Testosteronwert. Sollten sich Auffälligkeiten zeigen, werden wir das mit Ihnen besprechen. Sinnvoll ist zudem eine Hormonkontrolle drei Monate nach der TESE. Die Entnahme von Hodengewebe ist quantitativ sehr gering, so dass keine sichtbare Hodenverkleinerung nach der Operation beobachtet werden muss.
Wir möchten Sie um eine erneute Probe bitten, da gelegentlich durch weitergehende Untersuchungen bei uns doch noch wenige Spermien gefunden werden können. Möglicherweise kann so auf die TESE verzichtet werden. Zum anderen möchten wir untersuchen, ob ggf. eine Infektion in den ableitenden Samenwegen vor einer Operation noch behandelt werden muss.
Wenn Spermien in den Hodengewebeproben vorhanden sind, ist eine Kinderwunschbehandlung mittels der ICSI-Methode (intrazytoplasmatische Spermieninjektion) möglich. Dazu muss sich Ihre Partnerin in einem Kinderwunschzentrum vorstellen. Diese Behandlung ist auch in unserem universitären Kinderwunschzentrum möglich. Es befindet sich im gleichen Gebäude (Erdgeschoss) wie unser Centrum und ist telefonisch unter +49 251 83-58280 oder per Mail
info-kinderwunsch@ukmuenster.de
zu erreichen.Es ist selbstverständlich auch möglich, die ICSI wohnortnah durchzuführen. Dazu können Sie Ihre Hodengewebsproben verlagern.
In der Regel sind Spermien, die im Hodengewebe gefunden werden, immer eher unbeweglich. Dies ist normal. Spermien erhalten erst beim Durchwandern des Nebenhodens ihre volle Beweglichkeit. In unserem Kinderwunschzentrum prüfen unsere Biologen vor der ICSI die Spermien mit einer Lasertestung auf Vitalität, so dass nur lebendige, zur Befruchtung fähige Spermien in die Eizellen eingebracht werden. Diese Methode nennt sich laserassistierte TESE ICSI.
Falls die Behandlung in einem wohnortnahen Kinderwunschzentrum durchgeführt werden soll, empfehlen wir, dort zu erfragen, ob das Zentrum über große Erfahrung mit der Durchführung einer TESE-ICSI verfügt. In unserem Ergebnisbericht zur TESE ist vermerkt, wie viele Spermien bereits in den Probeuntersuchungen der Ecken aller Proben gefunden wurden. Diese Zahlen erleichtern den Biolog*innen einzuschätzen, wie viele Spermien im restlichen Gewebe zu erwarten sind.
Die Hodengewebsproben sind Ihr Eigentum. Sie können die Proben selbst oder über einen kommerziellen Anbieter verlagern. Um eine Verlagerung zur organisieren nehmen Sie bitte nach der Operation Kontakt mit unserem Labor auf. Hier der Kontakt: andrologielabor@ukmuenster.de. Auch eine Verlagerung ins Ausland ist grundsätzlich möglich.
Wir empfehlen dringend, die Proben zunächst für die ersten enzymatischen Aufbereitungen einer kleinen Ecke jeder Probe, bei uns zu belassen. Diese Untersuchungen nehme ca. drei bis fünf Tage in Anspruch und sind die Grundlage für die Biolog*innen in einem Kinderwunschzentrum abzuschätzen, ob und wie erfolgsversprechend, eine TESE ICSI durchgeführt werden kann.
Wie viele ICSI-Versuche mit den Biopsien durchgeführt werden können, hängt von der Zahl der gefundenen Spermien und von der Zahl der zu befruchtenden Eizellen ab. Bei sehr guten Spermienzahlen sind auch mehrere ICSI-Versuche möglich. Grundsätzlich kann eine TESE auch ein zweites Mal gemacht werden. Ob dies in Ihrem Fall sinnvoll und möglich ist, können unsere Ärzt*innen in einem Gespräch mit Ihnen einschätzen.
Bei gesetzlich versicherten und verheirateten Paaren werden die Kosten für eine bestimmte Anzahl von Versuchen einer ICSI (in der Regel drei Versuche) anteilig von der Krankenkasse übernommen. Hier gibt es jedoch Unterschiede bei verschiedenen Krankenkassen, ggf. lohnt sich auch ein Wechsel der Krankenkasse. Auch spielt das Alter des Paares bei der Kostenbezuschussung eine Rolle. Bitte fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach und informieren sich im Internet. Zusätzlich ist eine Bezuschussung von einzelnen Bundesländern möglich. In NRW erhalten Sie Informationen unter https://www.mkffi.nrw/kinderwunschbehandlung. Für Fragen steht Ihnen in NRW die Bezirksregierung Münster als zuständige Bewilligungsbehörde unter der +49 251 411-2287 zur Verfügung.
Leider nein. Der Erfolg einer ICSI hängt von vielen Faktoren ab. Entscheidend ist auf männlicher Seite die ausreichende Anzahl von Spermien. Aber auch weibliche Faktoren sind zu beachten. Insbesondere das Alter einer Partnerin, somit ihre ovarielle Reserve, das Vermögen der Eierstöcke eine ausreichende Eizellzahl zu produzieren, ist wichtig. Die nötigen Voruntersuchungen der Partnerin können bei einem niedergelassenen Frauenarzt oder aber in einem Kinderwunschzentrum erfolgen. In einem Kinderwunschzentrum kann eine Beratung des Paares zu dem grundsätzlichen Ablauf einer ICSI erfolgen. Hier kann sich das Paar einen Überblick verschaffen, ob eine künstliche Befruchtung grundsätzlich gewollt wird.
Genetische Beratungen finden in der Klinik für Medizinische Genetik statt: Terminvergabe +49 251 83-55424
Leider ist es dann nicht möglich, mit eigenen Spermien einen Kinderwunsch zu verwirklichen. Grundsätzlich ist in Deutschland die Fremdsamenspende ein rechtlich erlaubtes Verfahren. In vielen Kinderwunscheinrichtungen ist eine Behandlung mit Fremdsamen möglich. Dieses Verfahren wird heterologe oder donogene Kinderwunschbehandlung genannt.
Zum jetzigen Zeitpunkt existiert keine Methode, Spermien durch andere Zellen zu ersetzen. Zur Befruchtung einer Eizelle ist ein vollständig ausgereifter Samenfaden (Spermium) zwingend notwendig.
Die Tatsache spontan keine Kinder zeugen zu können ist eine schwere psychische Belastung und ein krisenhaftes Ereignis. Wir wissen um die schwere Belastung, die Sie und Ihre Partnerin momentan erfahren müssen. Es gibt eine große Bandbreite an Reaktion, wie Paare mit dieser Situation umgehen. Hilfreich ist oftmals eine umfangreiche Information zu diesem Thema und ggf. auch eine psychologische Unterstützung. Es gibt Literatur zu diesem Thema, hier nur eine kleine Auswahl:
- Unerfüllter Kinderwunsch - Broschüre für Männer
- Herausgeber: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, www.bmfsfj.de, Servicetelefon: 030 20179130, Februar 2020, 1. Auflage
- Ohne Kind, Männlich, Kinderwunsch, steril. Was es heißt, zeugungsunfähig zu sein, Von Benedikt Schwan · 2020
Unsere Expert*innen für den Bereich Operative Andrologie

Prof. Dr. med. Sabine Kliesch
Klinikdirektorin Andrologie
Fachärztin für Urologie, Andrologie, medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Jann-Frederik Cremers
Leitender Oberarzt Andrologie
Facharzt für Urologie, Andrologie und Medikamentöse Tumortherapie