Therapieverfahren bei Kopf-Hals-Tumoren
Die moderne onkologische Therapie ist multimodal. Das bedeutet, dass unsere Expert*innen mehrere Therapieverfahren aufeinander abgestimmt anwenden. Bei Kopf-Hals-Tumoren sind das in erster Linie Operation und Strahlentherapie (ggfs. kombiniert mit medikamentöser Chemotherapie). Bei kleineren Tumoren reicht oft die operative Therapie alleine aus. Sofern möglich, streben wir die komplette chirurgische Entfernung des Tumors an. Besondere Aufmerksamkeit widmet unser Team dem maximalen Erhalt von Funktionen wie Schlucken, Sprechen und Kauen. Zudem achten wir darauf Nachbarstrukturen (z.B. Nerven oder Blutgefäße) zu schonen. Die Entfernung des Tumors (Resektion) führen unsere Expert*innen dabei so schonend wie möglich und so radikal wie nötig durch.
Tumorkonferenz
Nach Durchführung der notwendigen Diagnose und noch vor Beginn der Therapie werden Patient*innen mit einer bösartigen Erkrankung in einer interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt. Hier wird ausgehend vom Patientenwunsch und auf Grundlage der diagnostischen Ergebnisse in einem Team bestehend aus Expert*innen der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, der Zahn-Mund-Kiefer-Chirurgie, der Strahlentherapie, Onkologie, Pathologie, Radiologie und Neurochirurgie die optimale Therapie festgelegt.
Laserchirurgie
Insbesondere im Bereich von Schlund und Kehlkopf führen unsere Spezialist*innen häufig eine laserchirurgische Tumorentfernung durch. Hierbei wird unter dem Mikroskop mit einem Laser sehr exakt operiert, was zu einer geringeren Belastung für die Patient*innen, zu einer kürzeren Krankenhausaufenthaltsdauer und in vielen Fällen zur Vermeidung eines Luftröhrenschnittes führt.
Plastisch-Rekonstruktive Verfahren
Bei allem Ansporn bösartige Erkrankungen zu heilen, muss der Erhalt der Lebensqualität unserer Patient*innen im Fokus stehen. Daher nutzen wir unsere große Erfahrung mit mikroskopisch-gestützten, laserchirurgischen Verfahren und der Rekonstruktion von Teilen des Rachens, des Kehlkopfes oder des Gesichtes mit mikrovaskulär-anastomosierten Transplantaten. Während bei kleinen Tumoren oft eine Defektdeckung durch eine lokale Verschiebeplastik möglich ist, kann bei größeren Tumoren eine Versorgung mit einem gestielten oder freien Transplantat erforderlich werden. Häufige plastisch-rekonstruktive Verfahren im Kopf-Hals-Bereich sind:
- mikrovaskulär anastomosiertes Unterarm-(Radialis)-Transplantat
- mikrovaskulär anastomosiertes Transplantat vom seitlichen Oberschenkel-Bereich (sog. ALT-Transplantat)
- gestieltes Transplantat von der Supraclavicular-Region (sog. SCAIF)
- gestieltes Transplantat vom großen Brustmuskel (Pectoralis-major-Transplantat)
- gestieltes Transplantat vom Schläfenmuskel (Musculus temporalis)
Rekonstruktion von Teilen des Rachens, der Mundhöhle oder Gesichtes durch Transplantate
Ist ein Teil der Zunge oder des Rachens von einem Tumor befallen und würde durch eine operative Entfernung des Tumors ein relevanter Gewebeverlust der Zunge oder des Rachens auftreten, ist es heute Standard, diesen Verlust an Gewebe durch ein Transplantat zu ersetzen. Hierzu stehen uns in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde verschiedenste Transplantate zur Verfügung. Die Entscheidung, welches Transplantat im Einzelfall verwendet werden soll, resultiert aus verschiedenen Aspekten, wie zum Beispiel Region und Größe des Gewebeverlustes, bereits erfolgte Therapie und andere Vorerkrankungen der Patient*innen.
Grundsätzlich kann man zwei wesentliche Transplantat-Formen unterscheiden, die im HNO-Gebiet regelhaft Verwendung finden. Zum einen gibt es sogenannte gestielte Transplantate, die über einen Gewebsstiel, der auch die versorgenden Blutgefäße enthält, mit ihrem eigentlichen Ursprungsort verbunden bleiben. Sie werden im Rahmen der Tumor-Operation derart mobilisiert, dass sie spannungsfrei in den Defektbereich geschwenkt werden können. Diese Transplantate stammen z.B. vom großen Brustmuskel oder der Schulter.
Ferner gibt es sogenannte freie Transplantate, welche aus ihrer eigentlichen Region komplett entnommen werden, also auch von ihrer bisherigen Blutversorgung getrennt werden. Da Transplantate in dieser Größe aber immer auf eine konstante Blutversorgung angewiesen sind, müssen die versorgenden Gefäße des Transplantates im gleichen Eingriff an Gefäße im Hals-Bereich über eine sogenannte Anastomose angeschlossen werden. Deshalb nennt man diese Transplantate auch mikrovaskulär-anastomosierte Transplantate. Beispiele hierfür sind das Unterarm-Transplantat Bild und das seitliche Oberschenkeltransplantat.
Navigation
Für Tumore im Bereich der Augenhöhle, des Nasennebenhöhlensystems, der Schädelbasis und des Mittelohres stehen Navigationssysteme zur Vefügung, die unter Verwendung moderner, hochauflösender CT- oder MRT-Datensätze ein präzises Operieren und einen maximalen Schutz von Nachbarstrukturen (z.B. Sehnerv, Hirnschlagader) ermöglichen.
Neuromonitoring
Verlaufen Nervenstrukturen bei operativen Eingriffen (z.B. bei Operationen an der Ohrspeicheldrüse) durch das Operationsgebiet, werden diese mit einem modernen Neuromonitoring überwacht. Nähern sich Chirurg*innen dem überwachten Nerven (z. B. dem Gesichtsnerv), so bekommen sie eine optische und akustische Warnmeldung. Unter Anwendung eines Neuromonitorings können versehentliche und oft irreversibele Nervenverletzungen im Rahmen einer Operation fast immer vermieden werden.
Ihr Kontakt zu uns
Allgemeine Ambulanz
Notfallambulanz
Notfälle behandeln wir rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche.
Bitte beachten Sie: Einen Termin in einer unserer Sprechstunden können Sie nur nach Überweisung ihrer niedergelassenen Facharztpraxis vereinbaren.
Befundanforderung
Case Management
Zur Einweisung stationärer Patient*innen wenden Sie sich bitte an unser zentrales Case Management.
+49 251 83 56-811
hno-ambulanz@ukmuenster.de
Ihre Ansprechpersonen für Kopf-Hals-Tumore
Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Rudack
Direktorin Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Kardinal-von-Galen-Ring 10
48149 Münster