Belastungsinkontinenz
Was ist eine Belastungs-/Stressinkontinenz und welche Ursachen gibt es?
Bei der Belastungs-/Stressinkontinenz verlieren Betroffene bei Bewegung oder Belastung (z.B. beim Anheben schwerer Gegenstände, beim Niesen oder Lachen) ungewollt Urin. Ursache ist ist ein geschwächter Schließmuskel, der normalerweise verhindert, dass Harn unkontrolliert aus der Harnblase abfließt. Der Mann ist durch sein engeres Becken und die zusätzliche Abdichtung durch die Prostata normalerweise nicht von einer Belastungsharninkontinenz betroffen. Oft sind daher Behandlungen oder Operationen im Bereich der Prostata (z.B. Prostataentfernung und/oder Bestrahlung) oder Harnblase der Auslöser. In ca. 5-10 % der operierten Patienten verbleibt ein unterschiedlich starker Urinverlust. Andere verursachende Eingriffe können die Ausschälung der Prostata bei gutartiger Geschwulst (TUR-Prostata/ TUR-P), die Harnröhrenschlitzung oder die Radikalentfernung der Harnblase mit Schaffung einer künstlichen Blase sein. Der männliche Schließmuskel ist dann überfordert und kann den Urin bei Bauch- und Blasendruck nicht mehr aufhalten.
Konservative Behandlung
Je nach Ursache der Inkontinenz bieten wir verschiedene Therapien an:
- Kontinenztraining: Bei einer operativen Ursache für Belastungsinkontinenz können Betroffene mit Unterstützung von Physio- und Urotherapie die Schließmuskelfunktion wiedererlenen. Das erledigt der Körper zu einem großen Teil von selbst, ein spezielles Schließmuskeltraining kann den Zeitraum bis zur vollständigen Kontinenz verkürzen.
- Medikamentöse Behandlung: Neben Phsysio- und Urotherapie kann eine medikamentöse Therapie dabei unterstützen den Beckenboden zu festigen.
- Biofeedbacktraining: Ziel des Biofeedbacktrainings ist es die Beckenbodenmuskeln zu spüren und den Schließmuskel bewusst wahrzunehmen. Dabei platzieren wir eine Messsonde am Beckenboden, die bei Kontraktion ein optisches oder visuelles Signal auslöst. Das Biofeedback ermöglicht ein besseres, visuell kontrolliertes Training.
- Elekrotherapie: Bei der Elektrotherapie werden mittels schmerzloser elektrischer Impulse Nerven und Muskelfasern des Kontinenzapperates effektiver stimuliert und trainiert.
Operative Behandlung
Das UKM besitzt eine hohe Expertise in der operativen Behandlung der Belastungsharninkontinenz beim Mann. Je nach Schweregrad des Urinverlustes und Beschaffenheit des Schließmuskels stehen drei unterschiedliche, minimalinvasive Operationen zur Verfügung:

Bandsuspension
Besteht tagsüber bei körperlicher Belastung eine leichte Harninkontinenz und ist keine Bestrahlung durchgeführt worden kann diese minimal invasive Operation durchgeführt werden. Hierbei wird über einen kleinen Schnitt am Damm unterhalb des Hodensacks die Harnröhre freigelegt. Ein Bändchen (Schlinge) wird minimalinvasiv zwischen beide Sitzbeinknochen gespannt und der Schließmuskel so unterstützt.

Adjustierbare Schlinge
Ein kleiner Schnitt am Damm reicht, um das Harnröhrenkissen unter der Harnröhre zu platzieren und so den Schließmuskel noch stärker als bei der einfachen Schlingen-Operation zu unterstützen. Ein großer Vorteil dieses Verfahrens ist die Möglichkeit, nach der Operation jederzeit über ein Füllen/Entleeren des Kissens die Kontinenz-Situation oder Blasenentleerung zu verbessern. Dies gelingt über einen im Hodensack platzierten Port, der einfach ambulant punktiert und befüllt/entleert werden kann.

Künstlicher Schließmuskel
Insgesamt werden bei der Operation drei Teile implantiert. Im Dammbereich erfolgt ein kleiner Schnitt von ca. 4- 5cm Länge, um die Harnröhre wird hier eine Manschette gelegt. Über einen sehr kleinen Unterbauchschnitt wird ein druckregulierender Balon im Bauchraum platziert. Als letztes wird skalpellfrei die kleine Pumpe im Hodensack platziert und alle drei Teile werden miteinander verbunden. Sechs Wochen nach der Operation erfolgt eine Aktivierung des Schließmuskels. Durch einen einfachen Druck auf die Pumpe im Hodensack können Sie nun Urin lassen, bis nach einer Minute der Verschluss automatisch wiederhergestellt ist.
Ansprechpartner*innen

Dr. med. Fabian Queißert
Oberarzt
Leiter Kontinenz- und Beckenbodenzentrum und des Bereiches Neurourologie

Dr. med. Benedict Brücher
Oberarzt
Facharzt für Urologie
Stellvertretender Leiter Kontinenz- und Beckenbodenzentrum

Claudia Middeldorf
Sekretariat
Klinik für Urologie und Kinderurologie
Albert-Schweitzer-Campus 1
Gebäude A1
48149 Münster