Trauma
Was ist ein psychisches Trauma?
Alle Menschen machen in ihrem Leben belastende Erfahrungen, die sie erschüttern und verletzen. Bei manchen Lebensereignissen, wie zum Beispiel schweren Unfällen, Naturkatastrophen, körperlicher oder psychischer Gewalt gegen sich oder andere gerichtet sowie Kriegserlebnissen, ist die Belastung so groß, dass man von einem traumatischen Ereignis spricht. Ein Trauma ist definiert als ein „ein belastendes Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß, das bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde".
Die Trauma-Ambulanz – schnelle Hilfe bei akuter Traumatisierung
Die Trauma-Ambulanz für Erwachsene am UKM stellt eine Anlaufstelle für akut traumatisierte Menschen dar. In Kooperation mit den Opferschutzbeauftragten der Polizei und dem LWL-Versorgungsamt Münster sowie im Auftrag der Landesregierung Nordrhein-Westfalen sind eine frühzeitige Diagnostik, Beratung und Behandlung möglich für:
- Opfer krimineller Gewalttaten
- Opfer berufsbedingter Traumatisierungen
- Opfer sexualisierter und häuslicher Gewalt
- Unfall- und Katastrophenopfer
- Opfer von Krieg, Flucht und Folter
- Zeuginnen und Zeugen bzw. Ersthelfer bei solchen Ereignissen sowie Angehörige von Opfern
Unser Angebot umfasst:
- Beratung und Information
- Hilfe im Umgang mit als überwältigend erlebten Gefühlen
- Hilfe beim Wiedererlangen von Sicherheit und Kontrollfähigkeit
- Förderung individueller Bewältigungsmöglichkeiten
- Therapie bestehender akuter Belastungssymptome
- Integrative traumaspezifische Kurzpsychotherapie (u.a. EMDR, wenn indiziert)
- Erfassen möglicher vorbestehender Belastungsfaktoren
- Vermittlung in eine längere Fachpsychotherapie (wenn erforderlich)
- Hilfe zur Vorbeugung erneuter Traumatisierung
- Vorbeugung von Folgestörungen
Für Patient*innen unter 18 Jahren gibt es am UKM die Trauma-Ambulanz für Kinder und Jugendliche der Psychosomatischen Station der Kinderklinik.
Welche Symptome können nach einer traumatischen Erfahrung auftreten?
Wie Menschen mit traumatischen Erfahrungen umgehen und sie verarbeiten, ist immer individuell und situationsabhängig. Viele Betroffene berichten, dass ihnen die Rückkehr in einen normalen Alltag nach solchen Erlebnissen schwerfällt. Infolge von Traumatisierungen können spezielle Symptome auftreten, wie z.B.:
- ein Wiederleben der belastenden Situation, als würde sie im gegenwärtigen Moment wieder passieren, z.B. in Form von Bildern oder Körperempfindungen
- Alpträume von der belastenden Situation
- Schlafstörungen
- erhöhte Schreckhaftigkeit und Reizbarkeit oder ein Gefühl, wie „betäubt“ zu sein
- Vermeiden von Orten oder Ereignissen, die an die belastende Situation erinnern
- niedergedrückte Stimmung, Verlust des Interesses an Aktivitäten, sozialer Rückzug
Das Spektrum von möglichen Symptomen kann hierbei sehr breit sein. Häufig bilden sich solche Symptome innerhalb der ersten vier Wochen nach einem Ereignis von selbst wieder zurück und sind Ausdruck einer „Verarbeitung“ des Erlebten im Gehirn Gehirn - eine nachvollziehbare Reaktion auf ein außergewöhnlich belastendes Ereignis. Halten Symptome länger an, kann das ein Hinweis auf die Ausbildung einer sogenannten Traumafolgestörung sein.
Trauma ist nicht gleich Trauma
Manche Menschen erleben einmalig ein einzelnes, traumatisches Ereignis, wie zum Beispiel einen Verkehrsunfall, während andere Menschen über einen längeren Zeitraum immer wieder sehr belastenden Erfahrungen ausgesetzt sind oder waren. Auch das Alter, in dem die Traumatisierung erlebt wird, hat Auswirkungen darauf, welche Symptome auftreten. Bei den Trauma-assoziierten Störungen unterscheidet man deswegen unter anderem zwischen akuter Belastungsreaktion, Anpassungsstörung, posttraumatischer Belastungsstörung und komplexer posttraumatischer Belastungsstörung.
In unserer Klinik bieten wir Diagnostik für Menschen mit Traumatisierungen an, unabhängig davon, welche Art von traumatischem Ereignis zugrunde liegt. Wir schauen dann mit Ihnen zusammen, welche Behandlung für Sie passend ist.
Diagnose
Welche Diagnose-Verfahren und Untersuchungsmöglichkeiten bieten wir an?
In unserer Trauma-Ambulanz mit überregionalem Einzugsgebiet bieten wir Ihnen zunächst eine ausführliche, ambulante psychotherapeutische Diagnostik zu Trauma-assoziierten psychischen Beschwerden durch ärztliches und psychologisches Fachpersonal. In unserer Psychosomatischen Ambulanz bieten wir Ihnen zunächst eine ausführliche, ambulante psychotherapeutische Diagnostik. Auftakt jeder Diagnostik ist ein Gespräch mit unserern ärztlichen oder psychologischen Kolleg*innen zu Ihren Beschwerden. In Ihrem Termin händigen wir Ihnen zudem Selbstauskunftsbögen aus, die Aufschluss über Ihre Erkrankung geben. Im Rahmen der ambulanten Vorstellung bei uns erhalten Sie auch erste Hilfestellungen im Umgang mit der Symptomatik sowie Beratung hinsichtlich der adäquaten Behandlungsform.
Was ist eine Traumatherapie?
Für Menschen, die unter besonderen Umständen und außergewöhnlichen Geschehnissen leiden oder bereits eine Trauma-assoziierte Störung entwickelt haben, stehen spezialisierte Therapieangebote zur Verfügung: Eine Traumatherapie unterstützt Menschen zunächst dabei, ihre Symptome als eine nachvollziehbare Reaktion auf ungewöhnliche Situationen zu verstehen. Gleichzeitig zielt sie darauf ab, das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben wiederherzustellen.
Eine Traumatherapie und traumatherapeutische Methoden sind grundsätzlich integrativer Bestandteil einer Psychotherapie. Hierbei werden verschiedene Ansätze kombiniert. Traumatherapeutische Behandlungen werden für Menschen mit akuten Belastungsreaktionen und einfacher posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) aber auch für Personen mit komplexen und chronischen Zustandsbildern angeboten. Dabei werden sowohl stabilisierende und ressourcenorientierte Methoden als auch konfrontative Techniken eingesetzt. Die spezifischen Symptome traumatisierter Menschen, wie das Wiedererleben traumatischer Erlebnisse, das Vermeidungsverhalten, körperliche Übererregungssymptome und das Erleben von Bewusstseinsveränderungen (Dissoziation), werden mithilfe von speziellen Therapieansätzen behandelt, darunter EMDR ( Eye Movement Desensitization and Reprocessing).
Behandlungsangebote in unserer Klinik
Bei Ihrer ambulanten Vorstellung in unserer Klinik erhalten Sie erste Hilfestellungen im Umgang mit Ihren Trauma-Symptomen: Unsere Expert*innen beraten Sie zu den für Sie passenden Behandlungs- und Therapieformen. Je nach Trauma ist eine Kurzzeittherapie* oder eine stationäre Behandlung auf unserer psychosomatischen Station für Sie sinnvoll. Eine längerfristige ambulante Psychotherapie ist in unserer Ambulanz leider nicht möglich. Wir können Sie aber beraten und bei der Suche nach einer ambulanten Psychotherapie unterstützen.
*Für akut traumatisierte Menschen besteht die Möglichkeit einer ambulanten Kurzzeit-Traumatherapie in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe bzw. den Berufsgenossenschaften. Voraussetzung ist, dass eine fachliche Indikation vorliegt und ein Anspruch auf Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz oder der Berufsgenossenschaft besteht. Im Rahmen dieser Kurzzeittherapie vermitteln Expert*innen Stabilisierungstechniken, wenn verordnet auch eine traumakonfrontative Behandlung, zum Beispiel mittels EMDR („Eye Movement Desensitisation and Reprocessing“).
Ihr Kontakt zu uns
Sprechstunde für Patient*innen psychischen Trauma
+49 251 83-51888
ambulanztermine.psychosomatik@ukmuenster.de
Mo-Do: 9.00-16.00 Uhr
Fr.: 9.00-14.00 Uhr
Sie selbst, der Opferschutzbeauftragte, behandelnde Ärzt*innen oder Psychologische Psychotherapeut*innen können einen ersten Gesprächstermin in unserer Traumaambulanz vereinbaren. Bitte geben Sie an, ob Sie vor kurzer Zeit ein sehr belastendes Ereignis erlebt haben, oder ob dies schon länger zurückliegt. Herzlichen Dank.
Für die Vorstellung in unserer psychosomatischen Trauma-Ambulanz ist eine vorhergehende Terminvereinbarung notwendig. Bitte bringen alle Ihnen vorliegenden ambulanten oder stationären Vorbefunde bzw. Arztbriefe sowie eine Übersicht über von Ihnen eingenommene Medikamente zu Ihrem Termin in Kopie mit.
Für Zuweisende
Bei akuter Traumatisierung:
Eine Terminvergabe erfolgt bei akut traumatisierten Patient*innen kurzfristig innerhalb von 14 Tagen. Eine Terminvereinbarung kann durch die Patient*innen selbst, Sie als Behandler oder durch Opferschutzbeauftragte erfolgen. Wir bieten eine ausführliche Diagnostik, erste Stabilisierung und Beratung zur weiteren Behandlung an. Bei entsprechender Indikation und Anspruch auf Leistungen nach dem Gesetz für soziale Entschädigung (SGB XIV) ist eine traumaspezifische Kurzzeit-Therapie in unserer Ambulanz möglich.
Wichtige Unterlagen
Im Rahmen einer ausführlichen Diagnostik sind wir bestrebt, einen Überblick über die Krankheitsgeschichte der Patient*innen zu gewinnen. Wir möchten Sie deshalb bitten, dem Betroffenen ambulante und/oder stationäre Vorbefunde sowie Arztbriefe und Medikamentenpläne für den Termin auszuhändigen.
Sollte kein Leistungsanspruch für eine Therapie gemäß dem Gesetz für soziale Entschädigung (SGB XIV) oder im Rahmen der Kooperation mit den Berufsgenossenschaften bestehen, ist für die Behandlung in unserer Ambulanz eine Überweisung für eine psychosomatische Diagnostik, zum Beispiel ausgestellt durch den Hausärzt*innen, notwendig.
Bei länger zurückliegender Traumatisierung:
Im Rahmen der ambulanten Vorstellung bei uns erhalten die Patient*innen erste Hilfestellungen im Umgang mit der Symptomatik sowie Beratung hinsichtlich der adäquaten Behandlungsform. Unter Umständen ist eine Kurzzeittherapie gemäß dem Gesetz zur sozialen Entschädigung (SGB XIV) oder eine stationäre Behandlung auf unserer psychosomatischen Station indiziert. Eine langfristige, ambulante Psychotherapie ist in unserer Ambulanz leider nicht möglich. Wir geben den Patient*innen aber Hilfestellung bei der Suche nach einer ambulanten Psychotherapie.
Behandlung von Notfällen
Bitte beachten Sie: Die Notfall-Behandlung von Patient*innen ist weder in unserer Trauma-Ambulanz leider nicht möglich. Wir bitten Sie, im Notfall Kontakt zum örtlichen sozialpsychiatrischen Dienst, der zuständigen psychiatrischen Sektorklinik aufzunehmen.
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Albert-Schweitzer-Campus 1,
Gebäude A9/A9a
48149 Münster