
Aortendissektion
Bei der Aortendissektion kommt es zu einem Längseinriss der Hauptschlagader und damit zur Separation der Wandschichten und zu einer Wühlblutung innerhalb der Wand (aus dem lat. dissecare=zerschneiden). Es handelt sich dabei um eine lebensbedrohliche Erkrankung. Wir unterscheiden die sog. Typ A Dissektion, welche den aufsteigenden Anteil der Hauptschlagader betrifft, und die Typ B Dissektion, welche den absteigenden Anteil betrifft. Die Typ A Dissektion muss so schnell wie möglich operativ versorgt werden. Dies erfolgt durch die Herzchirurgie am UKM. Eine sogenannte Typ B Dissektion muss nicht immer operativ behandelt werden, bedarf jedoch einer intensivmedizinischen Überwachung und konservativen Therapie. Im Folgenden wird die Diagnose und Therapie der B-Dissektion erklärt.
Vorkommen | Tritt eine Aortendissektion häufig auf und wer erkrankt daran?
Insgesamt handelt es sich um eine seltene Erkrankung. In Deutschland werden pro Jahr 9.000 Patient*innen behandelt, aber die Häufigkeit nimmt zu. Obwohl Männer häufiger betroffen sind, ist der Verlauf bei Frauen meistens schwerer und auch die Sterblichkeit ist bei Frauen erhöht. Über Auslöser dieser Erkrankung kann nur spekuliert werden. Eindeutige Risikofaktoren sind aber ein hoher Blutdruck, v.a. unbehandelt, sowie das Rauchen. Daneben gibt es genetische Faktoren, die das Risiko deutlich erhöhen. Nicht alle sind eindeutig charakterisiert, jedoch gibt es eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen eine Aortendissektion deutlich häufiger und dann auch bei jüngeren Patient*innen vorkommt. Es handelt sich hier um sog. angeborene Bindegewebserkrankungen, wie das Marfan-Syndrom. Ebenso kommt eine Häufung innerhalb Verwandter 1. Grades vor. Ein weiterer Risikofaktor ist die regelmäßige Einnahme von Substanzen wie Kokain.
Symptome | Woran merke ich, dass eine Aortendissektion vorliegt?
Es handelt sich immer um eine akute Erkrankung, welche durch plötzlich einsetzende, starke, meist im Rücken lokalisierte Schmerzen charakterisiert ist. Viele Patient*innen berichten, dass sich diese Schmerzen wie ein Messerstich zwischen den Schulterblättern anfühlt. Diese Schmerzen gehen in den meisten Fällen mit einem starken Anstieg des Blutdrucks einher. Die Schmerzen können aber auch nicht so typisch sein und in der Brust lokalisiert sein. Je nach Ausdehnung und Komplikationen können die Schmerzen in unterschiedliche Bereiche ausstrahlen. Eine klassische Verwechslung ist der Herzinfarkt.
Diagnose | Wie wird die Diagnose einer Aortendissektion gestellt?
Sollten diese Symptome auftreten, dann muss die Diagnose so schnell wie möglich gesichert werden, um Komplikationen frühzeitig erkennen zu können und auch eine Behandlung so schnell wie möglich in die Wege zu leiten. Die Diagnose kann durch eine Computertomographie gesichert werden. Ist die Diagnose erst einmal gestellt, muss so schnell wie möglich eine Klinik aufgesucht werden, die auf diese Erkrankung spezialisiert ist.
Therapie | Wie wird die Aortendissektion behandelt?
Die erste und dringliche Behandlung ist, den Blutdruck auf normale Werte zu senken, um weiteren Schaden zu verhindern. Dazu werden die Patient*innen in der Regel auf eine Überwachungsstation aufgenommen. Dort können Organfunktionen überwacht und der Blutdruck mit Medikamenten über die Vene kontrolliert werden. Die weitere Behandlung ist abhängig von der Ausdehnung und eventuell vorhandenen Komplikationen. Bei bereits aufgetretenen Komplikationen, z.B. einer Minderdurchblutung von Organen oder der Beine ist eine zügige Wiederherstellung der Durchblutung notwendig. Dazu wird in den allermeisten Fällen im Rahmen einer Operation eine blutdichte Gefäßstütze, ein sog. Stentgraft über die Leisten eingebracht. Dieser dichtet den Einriss ab und lenkt den Blutfluss wieder in die ursprüngliche Bahn um. Im Einzelfall müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, die in den meisten Fällen minimalinvasiv behandelt werden können.
Bei der unkomplizierten Aortendissektion kann eine nicht-operative Behandlung über die Blutdruckeinstellung und wiederholte CT-Kontrollen ausreichen. Wir wissen aber auch, dass es im Langzeitverlauf zu Problemen kommen kann, so dass einigen Patient*innen nach definierten Kriterien die minimalinvasive Behandlung nach Abklingen der akuten Phase empfohlen werden soll.
Nachsorge | Was muss nach einer Aortendissektion beachtet werden?
Ist die akute Phase überstanden, ist es von immenser Bedeutung, dass die Erkrankung in einem Zentrum regelmäßig mittels Computertomographie kontrolliert wird. Wir wissen, dass bei primär nicht-operierten Patient*innen nach knapp fünf Jahren ca. 40 % verstorben sind und dass bei 30 % eine Operation erfolgen musste. Die Gefahr besteht, dass sich in den Jahren nach der Aortendissektion die Hauptschlagader erweitert und ein sog. Aortenaneurysma entwickelt. Dieses kann die gesamte Hauptschlagader im Brustkorb und im Bauchraum einnehmen. Durch diese Aufweitung kann es zu einem Platzen der Hauptschlagader kommen, welches mit einer extrem hohen Sterblichkeit verbunden ist. Diese Spätkomplikation muss frühzeitig erkannt werden, damit entsprechende Therapien eingeleitet werden. Abhängig von der Ausdehnung, Involvierung von Organschlagadern und des klinischen Zustandes der betroffenen Person sind ausgedehnte komplexe minimalinvasive oder große offene Operationen notwendig.
Eine stationäre Anschlussheilbehandlung nach der Akutphase wird empfohlen, um Risikofaktoren zu minimieren und den Blutdruck an das tägliche Leben anzupassen. Ziel ist, Maßnahmen zu ergreifen, welche körperliche, psychische und soziale Folgen einer Behinderung oder einer Aktivitätseinschränkung zu beseitigen, zu mildern oder deren Folgen zu beseitigen.
Prävention | Was kann ich tun, um einer Aortendissektion vorzubeugen?
Eine Einstellung der Risikofaktoren (strikte Einstellung des Blutdrucks, Verzicht auf Nikotin) ist auf jeden Fall sinnvoll. Eine Vorsorgeuntersuchung, die das Risiko einer Aortendissektion nachweislich minimieren kann, gibt es leider nicht.
Klinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie
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