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Klinik für
Neurochirurgie

Kinderneurochirurgie

Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“, und die neurochirurgisch zu behandelnden Erkrankungen des Kindesalters unterscheiden sich von denen älterer Patient*innen. Oftmals leiten sie sich aus Entwicklungsstörungen des noch unreifen Nervensystems ab. Kindliche Hirntumoren weisen etwa andere biologische Eigenschaften auf (viele können metastasieren) und werden auch anders nachbehandelt. Diagnostik und operative Therapie sind aber prinzipiell mit den Maßnahmen bei hirneigenen Tumoren im Erwachsenenalter vergleichbar. Anders steht es bei Zuständen wie Offener Rücken (Dysrhaphie) oder Wasserkopf (Hydrozephalus) aus.

Sprechstunde

Sprechstunde für pädiatrische Neurochirurgie

Ort: NCH Ambulanz

Zeit: Montag, 8.30–15.00 Uhr, Donnerstag, 8.30–15.00 Uhr und nach Vereinbarung

Expert*innen: Univ.-Prof. Dr. med. Walter Stummer, Dr. med. Angela Brentrup, Dr. med. Ann-Katrin Bruns

Anmeldung: +49 251 83-47489

nch-poliklinik@ukmuenster.de


In Notfällen erreichen Sie unseren neurochirurgischen Dienstarzt oder unsere neurochirurgische Dienstärztin jederzeit unter +49 251 83-55555.

Fehlbildungen im Kindesalter

„Offener Rücken“ (Dysrhaphie)

Das gesamte zentrale Nervensystem schnürt sich im Lauf der frühen Entwicklung im Mutterleib aus der Rückenhaut nach innen ab und wird dann von den Wirbel- bzw. Schädelknochen umgeben. Aus meist ungeklärter Ursache, manchmal aber auch im Zusammenhang mit Vitaminmangel, Alkoholmissbrauch der Mutter oder bestimmten Medikamenten bleibt diese Abschnürung unvollständig; das Kind leidet dann unter einer Spina bifida der unterschiedlichen Ausprägungen: Im einfachsten Fall sind nur die Wirbelbögen nicht geschlossen; das Nervensystem selbst ist unversehrt. Häufig zeigt die intakte Rückenhaut dann eine vermehrte Behaarung oder Pigmentierung. Neurochirurgischer Handlungsbedarf ergibt sich nicht.

Bei Zelenbildung kann es sich um eine Aussackung nur der harten Rückenmarkshaut bei intakter Funktion und korrekter Lage des Nervengewebes (Meningozele) oder um eine Fehlbildung auch des darunterliegenden Rückenmarks (Myelomeningozele) handeln. Dann leidet das Kind möglicherweise an Blasen-/Mastdarmstörungen, Lähmungen und Gefühlsstörungen bis hin zur Querschnittslähmung. Die Haut über der Fehlbildung ist in der Regel sehr dünn, unter der Geburt eingerissen oder gar nicht angelegt, was zu einer offenen Verbindung zwischen Außenwelt und Nervensystem mit entsprechender Infektionsgefahr führt. Sofern beim sonstigen Gesundheitszustand des Neugeborenen möglich, muss der Defekt im Rücken schnellstmöglich verschlossen werden, um der Gefahr lebensbedrohlicher Entzündungen vorzubeugen. Die Funktion der eventuell betroffenen Anteile des Rückenmarks ist chirurgisch nicht zu bessern, allerdings werden künftige bioelektronische Implantate möglicherweise auch diesen Patient*innen helfen können. Die Betreuung der kleinen, meist intensivpflichtigen Patient*innen geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Neuropädiatrie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Allgemeine Pädiatrie am UKM.

„Wasserkopf" (Hydrozephalus)

Die beschriebenen dysrhaphischen Störungen haben in ihren schwereren Ausprägungen häufig eine weitere Folge: Das natürliche Gleichgewicht zwischen Liquorproduktion und -abtransport ist bei den kleinen Patient*innen gestört. Der Liquorweg kann auch durch Blutungen oder Tumoren verlegt sein; manchmal findet sich keine sichere Ursache. Hirnwasser staut sich auf und führt zu der Veränderung, die als „Wasserkopf“ (Hydrozephalus) auch im Volksmund bekannt ist und früher fast immer tödlich war: Weil die Schädelknochen noch nicht miteinander verschmolzen sind, werden sie vom Liquordruck auseinandergetrieben, und der Kopf bekommt ein unnatürlich großes Volumen. Schwerste Schädigungen des Hirns drohen.

Die einfache Messung des Kopfumfanges des Kindes kann im Vergleich mit Normwerttabellen einen Hinweis geben; nachgewiesen wird der Hydrozephalus durch Ultraschall oder CT. Therapie der Wahl ist die Ableitung des Hirnwassers: in der Notsituation durch eine externe Ventrikeldrainage, auf Dauer durch einen Shunt, der unter der Haut über ein Ventil in den rechten Herzvorhof oder ins Bauchfell geleitet wird. Obwohl die bislang beste – und meist lebensrettende – Lösung, weisen diese Shunts noch eine Reihe von Unzulänglichkeiten auf, denen durch die Entwicklung eines neuartigen Ventil-/Pumpensystems Rechnung getragen wird . Die systematische Nachbetreuung der kleinen Shuntpatient*innen geschieht in der Kindersprechstunde.

Team der Kinderneurochirurgie am UKM

Univ.-Prof. Prof. h.c. Dr. med. Prof. h.c. (Harbin), Dr. h.c. (Mashad) Walter Stummer

Univ.-Prof. Dr. med. Walter Stummer

Direktor Klinik für Neurochirurgie

Dr. med. Angela Brentrup

Oberärztin

Leiterin der Pädiatrischen Neurochirurgie

Dr. med. Ann-Katrin Bruns

Oberärztin

Interdisziplinäre Kooperationen