Ein Meilenstein für die Laienreanimation: Prof. Hugo Van Akens jahrzehntelanges Engagement trägt Früchte
Nach dem langjährigen Einsatz vieler Personen und Institutionen des Rettungswesens sowie des Münsteraner Mediziners Hugo Van Aken für die Verankerung der Laienreanimation im NRW-Schulcurriculum wurde gestern in Düsseldorf die entsprechende Vereinbarung unterzeichnet (siehe Presseinformation Land NRW „Leben retten will gelernt sein“). Diese sieht die verpflichtende Einführung der Laienreanimation ab dem Schuljahr 2026/27 in allen allgemeinbildenden Schulen Nordrhein-Westfalens ab Klasse 7 vor. Schulministerin Dorothee Feller hatte sich zuletzt intensiv für die Umsetzung noch in dieser Legislaturperiode eingesetzt. | maz

Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Van Aken benötigt nur einen Satz, um das Ergebnis der gestrigen Sitzung des Arbeitskreises Laienreanimation zusammenzufassen: „Ein Traum wird wahr!“ Seit fast 20 Jahren hat sich der heute 74-Jährige für das Thema eingesetzt.
„Ich bin Frau Ministerin Dorothee Feller und Ministerpräsident Hendrik Wüst ausgesprochen dankbar, dass sie nun diese so wichtige Entscheidung getroffen haben, die nachweislich Leben retten wird“, sagt Van Aken.
Schließlich sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: Durch Laienreanimation steigt die Überlebensrate von 10 % auf 20–30 %. In Deutschland könnten so jährlich etwa 7.000–14.000 Menschenleben gerettet werden, erklärt der Mediziner. Beim plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand komme der Rettungsdienst flächendeckend oft zu spät, aber in vielen Fällen sei eine weitere Person anwesend, die helfen könnte. In Deutschland tun dies laut Studienlage jedoch nur 50,6 %, in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern sind es hingegen 75 %.
Das Problem ist die Hemmschwelle. Trotz umfangreicher Aufklärungskampagnen haben viele Menschen nach wie vor Angst, etwas falsch zu machen. „Und deshalb ist der Ansatz im Kindes- und Jugendalter so wichtig. Denn wie heißt es so treffend im Volksmund: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“, sagt Hugo Van Aken. Fehler gebe es bei der Wiederbelebung nicht – außer einen ganz entscheidenden: das Nichtstun.
Bereits im Jahr 2006 initiierte Van Aken am UKM (Universitätsklinikum Münster) das Projekt „Schüler werden Lebensretter“. Zu diesem Zeitpunkt war Deutschland mit einer Quote von 22 % bei der Laienreanimation Schlusslicht in der EU. Ein Höhepunkt dieses Engagements war der Weltrekordversuch im Jahr 2013 in Münster, bei dem über 12.000 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig in Wiederbelebungsmaßnahmen geschult wurden. Dies sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Seitdem ist das Projekt regelmäßig im münsterschen Stadtbild präsent. Das Klinikum unterstützt dieses Vorhaben intensiv, insbesondere durch Dr. Gunther Joos, der als Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am UKM Experte für die klinische Akut- und Notfallmedizin ist. Wissenschaftlich untermauert wurde die Bedeutung der frühzeitigen Schulung durch eine Studie, an der Van Aken maßgeblich beteiligt war. Diese zeigte, dass regelmäßiger Reanimationsunterricht ab dem 10. Lebensjahr effektiv ist und die Überlebensrate nach Herzstillstand signifikant erhöht.
Meilensteine hat Hugo Van Aken, emeritierter Klinikdirektor der Anästhesie sowie ehemaliger Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des UKM und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, in den Jahren viele erlebt. Ein Beispiel ist der Runderlass der damaligen NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann im Jahr 2017 zur Laienreanimation an Schulen. Dieser basierte jedoch auf einer freiwilligen Teilnahme, ebenso wie der Runderlass von Nachfolgerin Yvonne Gebauer im Jahr 2021. Immerhin, so Van Aken, wurde 2019 die verpflichtende Teilnahme für Lehrerinnen und Lehrer bundesweit beschlossen und auch vom BGH unterstrichen. Trotz dieser Erfolge blieb die verpflichtende Aufnahme ins Curriculum aus – bis jetzt.
„Mit der Unterzeichnung wird ein entscheidender Schritt zur flächendeckenden Einführung der Laienreanimation an Schulen getan“, betont Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen. Das Projekt „Prüfen – Rufen – Drücken“ bildet die Grundlage für die Integration in den Schulalltag. Neben dem Erlass des Ministeriums sind vor allem Sponsoren für die Schulungen und die dafür notwendigen Materialien erforderlich. Das Projekt wird daher durch zahlreiche Partner aus den Bereichen Stiftungen, Ärztekammern, Hilfsorganisationen, ärztliche Partnerinnen und Partner sowie medizinische Fachgesellschaften gefördert. Feller weiter: „Dieses Bündnis zeigt, was möglich ist, wenn verschiedene Institutionen mit unterschiedlichen Beiträgen ein gemeinsames Ziel verfolgen.“
Für die Schulen der Bezirksregierung Münster wird die Stiftung Universitätsmedizin Münster in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe die Unterrichtung der Lehrkräfte koordinieren.
„Wir haben hier in der Region eine sehr engagierte ehrenamtlich tätige Ärzteschaft. Das hat sich besonders in der Zeit der Corona-Impfungen gezeigt und viele freuen sich bereits jetzt darauf, dieses wichtige Projekt unterstützen zu können“, so Hugo Van Aken, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
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Marion Zahr
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