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Amilia, ein kleines Weihnachtswunder

Nach einer überstandenen Krebserkrankung ist es leider keine Selbstverständlichkeit, später einmal Kinder bekommen zu können. Invasive onkologische Therapien können das Leben retten, doch sie beeinträchtigen häufig die Fruchtbarkeit. Wenn es nach erfolgreicher Behandlung dennoch zu einer Schwangerschaft kommt, fühlt sich dies für viele Betroffene wie ein Wunder an. Kurz vor Weihnachten besuchte Marie-Theres Rohde aus dem Kreis Minden-Lübbecke das UKM (Universitätsklinikum Münster) – den Ort, an dem sie als Siebenjährige eine schwere Krebserkrankung besiegt hat. Knapp dreißig Jahre später kann sie ihren früheren Behandlern ihre Tochter vorstellen: Amilia, ein Geschenk, mit dem kaum zu rechnen war. | aw

Ein Tumor „so groß wie ein halber Fußball“, so erinnert sich Marie-Theres Rohde heute, wurde im Frühjahr 1998 in ihrem Becken entdeckt. „Als Kind war für mich zunächst nur schlimm, dass wir nicht in den Urlaub fahren konnten“, erzählt sie rückblickend. Wie ernst ihre Lage wirklich war, konnte sie damals nicht begreifen.

Ihr behandelnder Arzt, der Kinderonkologe Prof. Heribert Jürgens, erinnert sich jedoch genau: Ein multifokales Ewing-Sarkom, das bereits disseminiert war und damit das gesamte Skelettsystem befallen hatte, ließ das Schlimmste befürchten. 

„Der Plan war, sowohl den Tumor lokal zu behandeln als auch die Metastasen mit intensiver Chemotherapie und Bestrahlung angreifen“, sagt er. „Damals bestand unser Therapiekonzept in Ergänzung dazu aus zwei aufeinander folgenden Blöcken einer Hochdosis-Chemotherapie. Diese zerstört jedoch auch das blutbildende Knochenmark, weshalb anschließend jeweils eine autologe Stammzelltransplantation notwendig war.“ 

Marie-Theres musste diese extrem belastende Therapie also zweimal hintereinander durchstehen. Es folgten eine Strahlentherapie und schließlich die operative Entfernung eines halben Beckenkamms. Zurück blieb eine leichte Gehbehinderung – das Einzige, was 2016 bei ihrem letzten Nachsorgetermin am UKM noch an die schwere Erkrankung erinnerte. Seitdem gilt Marie-Theres Rohde als geheilt.

Ein Punkt wog jedoch schwer: Immer hatten alle Expertinnen und Experten Zweifel angemeldet, wenn die junge Frau über ihren Kinderwunsch sprach. Trotzdem gab die jetzt 34-Jährige diesen Traum nicht auf. Nach einer langen und herausfordernden Zeit der Familienplanung geschah es dann aber doch: Rohde wurde schwanger und beschloss, das Kind am UKM zu entbinden: „Ich hatte immer die Idee, dass ich zur Entbindung hierher möchte, wenn es irgendwann wirklich klappt“, erinnert sich Rohde. Weil das Becken der werdenden Mutter durch die Operation in der Kindheit vorgeschädigt war und das Baby zudem in Beckenendlage lag, entschieden sich alle Beteiligten für einen geplanten Kaiserschnitt. Im Mai erblickte Amilia gesund das Licht der Welt – für die Mutter verlief die Entbindung jedoch nicht ganz komplikationslos. Weil sich ihre Gebärmutter nicht ausreichend zusammenzog, verlor sie viel Blut. „Frau Rohde war auf Bluttransfusionen angewiesen – da war es ein großes Glück, dass sie an einem Zentrum wie dem UKM entbunden hat“, sagt Oberärztin und Geburtshelferin Dr. Ute Möllmann. Die Leiterin der Pränatalmedizin und Geburtshilfe, Priv.-Doz. Mareike Möllers, ergänzt: „Erst durch entsprechende Maßnahmen bekamen wir die Blutung in den Griff. Selbst junge und gesunde Frauen stecken eine solche Situation nicht leicht weg.“ Während Amilia bereits auf die Wöchnerinnenstation konnte, musste ihre Mutter eine Nacht auf der Intensivstation überwacht werden.

Dass die Geschichte dieses kleinen Weihnachtswunders überhaupt erzählt werden kann, hängt mit einem zufälligen Zusammentreffen bei der Langen Nacht der Universitätsmedizin am 12. September zusammen. Im Rahmen eines Nachsorgetermins in der Geburtshilfe lief da die Familie Rohde/Frey dem seinerzeit behandelnden Kinderonkologen Prof. Heribert Jürgens über den Weg. 

„Da wurde mir klar, dass ich mich bedanken möchte – bei Prof. Jürgens, dem ich mein Leben verdanke, bei meiner Familie, die immer für mich da ist, und bei allen, die dazu beigetragen haben, dass jetzt Amilia unser großes Glück ist“, sagt Marie-Theres Rohde. 

Ruben Frey, der seine Partnerin gemeinsam mit ihrer Mutter während der Geburt unterstützte, spricht von einer „Top-Versorgung“ im Kreißsaal sowie auf der Geburtshilfe-Station.

Warum sie ausgerechnet an den Ort zurückkehrte, an dem sie als Kind so schwere Zeiten erlebt hat, kann Rohde gut erklären: „Natürlich ist das UKM ein emotionaler Ort – ich war jahrelang zur Kontrolle hier, immer mit der Angst, dass der Krebs zurück sein könnte. Aber ich habe mich aus dem Bauch heraus entschieden. So konnte ich sicher sein, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Amilia einen guten Start zu ermöglichen. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass hier die besten Leute arbeiten.“ Prof. Jürgens, der 2015 in den Ruhestand gegangen ist, sagt zum Wiedersehen: „Dass Marie-Theres heute gesund hier steht und nun sogar eine Tochter hat, erscheint selbst mir, der wirklich viel gesehen hat, wie ein Weihnachtsmärchen.“

Kontakt für Presseanfragen

Anja Wengenroth | UKM-Unternehmenskommunikation

Anja Wengenroth

Pressesprecherin