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Emmas Weg: Auch bei ganz frühen Frühchen stehen Eltern nicht ohnmächtig vor der Situation
Trotz ihrer sehr frühen Geburt in der 24. Schwangerschaftswoche ist die inzwischen vierjährige Emma Lotta Holtmann heute von reifgeborenen Kindern nicht zu unterscheiden. „Bei guter Entwicklung ist es auch für ein extremes Frühchen möglich, gut durchs Leben zu gehen“, sagt Dr. Julia Sandkötter, Leitende Oberärztin der neonatologischen Intensivstation am UKM. „Es ist ein Kampf ums Leben, den die Familien annehmen müssen.“ Dieser Gedanke hat Emmas Eltern, Andrea Holtmann und Dirk Pollmann, Kraft gegeben – und sie haben sich entschieden, ihre Geschichte rund um die viel zu frühe Geburt ihrer Tochter zu teilen. | aw
Ein vorzeitiger Blasensprung in der 21. Schwangerschaftswoche brachte Andrea Holtmann schon nach der Hälfte ihrer ersten Schwangerschaft ans UKM.
„Frauen mit einem Blasensprung in diesem frühen Stadium werden immer stationär aufgenommen, denn das Ungeborene trägt in solchen Fällen das Risiko, zu wenig Fruchtwasser für die weitere Lungenentwicklung zu haben“, erklärt Dr. Julia Sandkötter, Leitende Oberärztin der Neonatologie und pädiatrischen Intensivmedizin am UKM (Universitätsklinikum Münster). „Deshalb bekommen Mutter und Kind Spritzen zur vorzeitigen Lungenreifung, um für den Ernstfall vorzusorgen.“ Und sie fügt hinzu: „Auch steigt bei einem Blasensprung das Risiko, dass die Wehen zu früh einsetzen und es zu einer Frühgeburt kommt.“
Genau das erlebte die Erstgebärende zwei Wochen später. „Ich hatte starke Schmerzen und musste mich mehrfach übergeben. Es stand sogar der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung im Raum. An Wehen habe ich gar nicht gedacht – ich wusste ja nicht, dass sie sich so anfühlen“, erinnert sich Andrea Holtmann. Als der Kopf des Babys plötzlich im Geburtskanal zu spüren war, ging alles ganz schnell: Die werdenden Eltern kamen in den Kreißsaal und nur zehn Minuten später erblickte Emma das Licht der Welt – viel zu früh und doch voller Lebenswillen. 620 Gramm wog sie beim ersten Wiegen – für die 24. Schwangerschaftswoche ein normales Gewicht und dennoch kaum vorstellbar klein.
Zwar atmete Emma von selbst, doch die Geburt war kräftezehrend, und sie musste auf der neonatologischen Intensivstation immer wieder beatmet werden. „Es war ein langes Auf und Ab, und manchmal wussten wir nicht, ob Emma es schaffen würde“, erzählt Vater Dirk Pollmann. „Aber wir haben sie so oft es ging auf die Brust gelegt, mit ihr gekuschelt und ihr Wärme und Liebe gegeben. Heute sind wir sicher, dass genau das ihr geholfen hat, stark zu bleiben.“
Am 11. Februar 2022, genau vier Monate nach ihrer Geburt, durfte Emma endlich nach Hause – zwar brauchte sie noch Sauerstoff, aber sie war auf dem besten Weg. „Emmas Geschichte zeigt, dass auch ein extrem frühes Frühgeborenes gute Chancen haben kann“, sagt Dr. Sandkötter. „Für das Kind, die Eltern und auch für uns auf der Station ist das eine intensive, emotionale Zeit – aber es lohnt sich, diesen Kampf ums Leben anzunehmen.“
Andrea Holtmann und Dirk Pollmann sind bis heute dankbar für die Unterstützung, die sie damals erfahren haben. „Man hat uns hier gezeigt, dass wir der Situation nicht ohnmächtig ausgeliefert sind, sondern aktiv etwas tun können. Wir haben unser ganzes Herz und unsere ganze Energie in Emma gesteckt – und das war genau richtig.“
Mit zwei Jahren hatte Emma den Rückstand zu reifgeborenen Gleichaltrigen bereits aufgeholt. Noch immer kommt sie regelmäßig zu den anstehenden U-Untersuchungen ans UKM. Bei Frühgeborenen bleibt eine engmaschige Begleitung durch erfahrene Kindermedizinerinnen und -mediziner wichtig, um mögliche Folgen der Frühgeburt frühzeitig zu erkennen und bestmöglich aufzufangen.
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Anja Wengenroth
Pressesprecherin

