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Tapfere Emmi (5) profitiert von neuem Kinderherz-Team um UKM

Mit ihren gerade einmal fünf Jahren hat Emmi schon einiges vorzuweisen: Ein Seepferdchen etwa, oder ganz bald das Schwimmabzeichen in Bronze – und eine gut überstandene Herz-OP am UKM. Wie all das zusammenpasst? Durch einen zwar symptomfreien, aber potenziell gefährlichen angeborenen Herzfehler, der unbehandelt Emmis Lebenszeit verkürzt hätte. | lwi 

Als Emmis Eltern Kristina und Andre Schrigten aus Lingen mit ihrer damals knapp einjährigen Tochter zur routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt waren, bemerkte dieser beim Abhören des Herzens auffällige Nebengeräusche. „Der Arzt sagte noch, da käme meistens nichts bei raus“, erinnert sich Kristina Schrigten, „riet uns aber, es abklären zu lassen“. Ein Facharzt in Lingen stellte daraufhin einen Vorhofseptumdefekt (ASD) fest – ein Loch in der Scheidewand zwischen den Herzvorhöfen – das den zweithäufigsten angeborenen Herzfehler bei Kindern darstellt. Familie Schrigten wurde für eine Zweitmeinung, und mit der Frage, ob überhaupt Behandlungsbedarf besteht, in der Kinderkardiologie am UKM (Universitätsklinikum Münster) vorstellig, wo nach weiteren Untersuchungen feststand: Auch wenn Emmi symptomfrei ist, das Loch in ihrem Herz sollte verschlossen werden, da es nicht von alleine zuwächst. „Da waren wir erstmal geschockt“, erinnern sich die Eltern, „wir konnten das Thema aber zunächst gut wegschieben, weil der Eingriff erst im Vorschulalter erfolgen sollte.“

Auch Prof. Matthias Sigler, seit Oktober Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde – Pädiatrische Kardiologie am UKM, weiß um die Sorgen und Nöte der Eltern in einer solchen Situation. „Die Eltern sehen ja, dass es ihrem Kind gut geht – gleichzeitig müssen wir aber erklären, dass wir ein Problem sehen, das relevant werden kann. Da braucht es viel Vertrauen, dass alles richtig festgestellt und erklärt wird“. Unbehandelt kann der ASD im Erwachsenenalter zu einem Schlaganfall, Veränderungen der Lungengefäße, Herzrhythmusstörungen oder einer Rechtsherzschwäche führen. Kurz: Sei der Defekt groß und damit die Lebenserwartung verringert, so der Kardiologe, sei eine Intervention der richtige Weg. 

In der Regel funktioniert diese als Kathetereingriff, bei dem über die Leiste ein „Schirmchen“ zum Herzen geführt wird, das dortige Loch verschließt und dauerhaft mit dem Herzgewebe verwächst. Bei Emmi fand dieser Eingriff im September dieses Jahres statt. Doch noch während der Intervention zeigte sich, dass das Verfahren aufgrund der Gegebenheiten und der Position des Lochs nicht wie geplant funktionieren würde. Ein herber Rückschlag für die Eltern und Emmi, die unverrichteter Dinge wieder aus ihrer Narkose erwachte. „Wenn ein solcher interventioneller Verschluss nicht funktioniert, ist der logische nächste Schritt, eine Herz-Operation, bei der der Verschluss mit eigenem Gewebe umgesetzt werden soll“, sagt Privat-Dozent Dr. Philippe Grieshaber, seit Anfang November Leiter der Sektion Kinderherzchirurgie am UKM. 

Er und Sigler arbeiten in solchen Fällen eng als und mit dem gesamten Kinderherz-Team am UKM zusammen, besprechen die Situation in wöchentlichen Konferenzen, gehen alle Optionen durch und planen die bestmögliche Therapie gemeinsam mit den Eltern. „Das war auch unsere Wahrnehmung“, sagt Kristina Schrigten, „dass hier alles Hand in Hand läuft, offen kommuniziert wird, eine entspannte Atmosphäre herrscht und wir uns jederzeit mit allen möglichen Fragen melden konnten“.

Zwei Monate nach dem ersten erfolgten dann im November der zweite Eingriff an Emmis Herzen – diesmal in Form einer Operation durch das Team der Sektion Kinderherzchirurgie – den sie gut überstanden hat. Für Emmis Eltern war es trotzdem nicht einfach, ihr ja vermeintlich gesundes Kind nach der Operation zunächst auf der Intensivstation zu sehen. „Das war schon eine erhebliche Erstverschlechterung, aber am Ende möchten wir ja eine gute Zukunft für Emmi“, sagen die Eltern, die Ihre Ängste während der gesamten Behandlung immer wieder hintenanstellen mussten.

„Die Aufgabe des Kinderherz-Teams ist eben nicht nur eine mechanische, bei der es nur um Operationen und Interventionen geht“, sagt Grieshaber. „Unsere Aufgabe ist es auch, alle Patienten zu begleiten und die jeweils optimale individuelle Lösung zu finden.“ 

Das sei am UKM aufgrund der vielen Spezialistinnen und Spezialisten in unter anderem der Kinderkardiologie, Kinderherzchirurgie, Anästhesie, (OP-)Pflege, Kardiotechnik, Allgemeinpädiatrie und Herzgenetik zum Glück sehr gut möglich, blicken Sigler und Grieshaber zuversichtlich auf ihre noch neu angetretenen Stellen und in die Zukunft. 

Und das kann auch Emmi. Kurz vor dem Jahresende geht es ihr gut. Ein wenig Wasser um den Herzbeutel machte ihr noch etwas zu schaffen, aber grundsätzlich, sagt Grieshaber, „kann Emmi jetzt ein Leben ohne Einschränkungen mit einer normalen Herzfunktion führen“. Bis sie 18 Jahre alt ist, wird sie für Kontrollen noch Patientin in der Kinderkardiologie bleiben; ab dann kann sie für Kontrollen nahtlos ins EMAH-Zentrum (für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern) am UKM wechseln.

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UKM Unternehmenskommunikation | Lukas Wiedau

Lukas Wiedau

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