Ab 3. November: Baumaßnahmen der Stadtnetze Münster rund um die Waldeyerstraße | Umleitung zum Parkhaus Zahnklinik | Mehr Infos
Zehn Jahre Telemedizin am UKM – digitale Lösungen für die Versorgung von morgen
Von der Notaufnahme bis zur Palliativmedizin: Telemedizin ist am UKM längst gelebte Realität. Seit inzwischen zehn Jahren treibt die „Stabsstelle Vernetzte Medizin“ digitale Lösungen voran, die Wege verkürzen, Wissen teilen und die Versorgung für Patientinnen und Patienten verbessern – auch über die Klinikgrenzen hinaus. | lwi
Ob als Sprechstunde für Patientinnen und Patienten, als Plattform für die internationale Fallbesprechung komplexer Krankheitsbilder oder in der Notfall- und sogar der Palliativmedizin – telemedizinische Angebote kommen im Gesundheitswesen immer häufiger zum Einsatz. Auch am UKM (Universitätsklinikum Münster) werden die Angebote rund um digitale Kommunikationsplattformen stetig ausgebaut und weitergedacht. Federführend dabei ist die „Stabsstelle Vernetzte Medizin“, die inzwischen seit zehn Jahren besteht. „Die Telemedizin hielt am UKM 2006 im Rahmen eines unfallchirurgischen Projekts zur digitalen Vernetzung von Kliniken und Rettungsdiensten, dem Traumanetzwerk NordWest, Einzug“, blickt der Leiter der Stabsstelle, Prof. Christian Juhra, auf die Anfänge zurück, als etwa der elektronische Bildversand und Austausch von CT- oder Röntgenaufnahmen technisch so gut wie nicht möglich war. Viele erfolgreiche Folgeprojekte führten 2015 schließlich zur Gründung einer eigenen „Stabsstelle für Telemedizin“, die den Dreh- und Angelpunkt für alle digitalen Kooperationen am UKM darstellt und ein zentraler Ansprechpartner für alle Fragen der digitalen Vernetzung ist. Dabei arbeitet die Stabsstelle „Vernetzte Medizin“ eng mit anderen Einrichtungen des UKM zusammen, wie beispielsweise der IT, GB-DR, Datenschutz etc.
Nicht zuletzt wegen ihrer vielfältigen Aufgaben ist die Stelle inzwischen zur „Stabsstelle Vernetzte Medizin“ umfunktioniert und umbenannt worden. Zwar bilden auch heute noch Unfallchirurgie, Intensivmedizin und Onkologie so etwas wie den harten Kern der digital vernetzten Nutzer am UKM, aber die Angebote und Anwendungsmöglichkeiten gehen längst über diesen Kreis hinaus – sowohl innerhalb des UKM als auch im Zusammenspiel mit den vielen Partnern in der Versorgungsregion:
Auf dem UKM-Campus sind digitale Abläufe in der Notfall- und Patientenversorgung dank moderner Technologien heute selbstverständlich. „Das ist für uns beispielsweise bei der Verlegung neuer (Notfall)-Patientinnen und -Patienten von Vorteil, über die schnell ein Überblick gewonnen werden muss“, nennt Juhra einen der vielen positiven Aspekte. „Aber auch im Verlauf der weiteren Versorgung besteht die Möglichkeit, besondere Expertise, wie beispielweise in der Intensivmedizin, Antibiotika-Therapie oder komplexen chirurgischen Versorgung, einfach und schnell per Telekonsil einzuholen.“
Die Vorteile beschränken sich aber nicht allein auf die UKM-eigenen Kliniken und Institute, sondern reichen in die gesamte Region – etwa über das Mitwirken an Projekten wie einem Telenotarzt im Rettungsdienst, über bundesweit etablierte Runden wie die Tumorkonferenz oder das EXPERT-Projekt. Ein klares Ziel – im Sinne der Krankenhausreform – ist für Juhra also auch:
„Die Expertise des UKM für andere Krankenhäuser und Praxen zugänglich machen, um die Versorgung in der Region sicherzustellen und für Betroffene zu verbessern.“ Denn am Ende dienen die einfacheren, kürzeren Kommunikationswege und das Mehr an Know-How immer den Patientinnen und Patienten.
Dass dies sogar in einem sensiblen Bereich wie der Palliativmedizin funktioniert, überrascht. Was zunächst fast nach einem Widerspruch klingt, bekommt im Klinikalltag laut Juhra viele positive Rückmeldungen durch Angehörige. Die telemedizinische Versorgung ermöglicht es palliativen Patientinnen und Patienten, so viel Zeit wie möglich zuhause zu verbringen. Fragen können digital geklärt, Besuch beim Hausarzt und Aufenthalte in der Klinik vermieden werden. „Das hat natürlich alles auch Grenzen“, räumt Juhra ein, „aber man kann da schon viel Hilfreiches unternehmen, was den Wünschen der Patientinnen und Patienten entspricht“.
Für die Zukunft sieht Juhra entsprechend enorme Potenziale, die dabei helfen, Patientenströme gezielter zu lenken, um Praxen und Notaufnahmen zu entlasten und Betroffenen Wege sowie Wartezeiten zu ersparen. Künstliche Intelligenz (KI) wird eine immer zentralere Rolle spielen – von automatisierten Abläufen bis hin zu direkten Schnittstellen zwischen Patientinnen und Patienten und einer KI etwa beim Erstkontakt zu medizinischen Fragen. Juhra: „Das ist nichts, was noch 50 Jahre in der Zukunft liegt, sondern in einigen asiatischen Ländern bereits Wirklichkeit.“ Da die Entwicklung immer auch mit Risiken einhergeht, bleibt es die Aufgabe aller Beteiligten, diese Technologien verantwortungsvoll im Sinne der Patientinnen und Patienten sowie Behandelnden zu bewerten, einzusetzen und weiterzuentwickeln. Neben der praktischen Umsetzung widmet sich die Stabsstelle dabei auch wissenschaftlichen Fragestellungen rund um die digitale Medizin in Forschung und Lehre.
Tüten mit Röntgenbildern jedenfalls gehören in Zukunft endgültig der Vergangenheit an.
Kontakt für Presseanfragen


