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17-Jähriger verliert Hand nach Unfall mit Feuerwerkskörper
Ein Unfall mit einem Feuerwerkskörper der Kategorie F4 hat den 17-jährigen Tim* aus dem Emsland seine rechte Hand gekostet. Der Vorfall macht deutlich, welche Gefahr von Pyrotechnik ausgeht, die nicht für den privaten Gebrauch bestimmt ist, und wo selbst universitäre Spitzenchirurgie an ihre Grenzen stößt. | lwi
Etwa eine Minute, schätzt Tim*, hat es ab dem Knall gedauert, bis er realisierte, dass etwas nicht stimmt. Am 6. Dezember explodiert ein Feuerwerkskörper – angezündet von einem weiteren Beteiligten – in der Hand des 17-Jährigen und verletzt diese irreversibel. „Die Zündschnur ist gar nicht richtig heruntergebrannt, es gab sofort eine Explosion“, erinnert sich Tim an die nächtlichen Ereignisse. „Zuerst konnte ich deshalb auch gar nichts erkennen, weil ich geblendet war. Dann hat es etwas gedauert, bis ich als erster gesehen habe, dass meine Hand nicht mehr dran ist.“
Unmittelbar setzen die umstehenden Gäste der Geburtstagsfeier im Emsland einen Notruf ab, leisten Erste Hilfe bis der Rettungswagen eintrifft. Der fährt Tim in ein Krankenhaus nach Lingen, wo eine Chirurgin versucht, seinen Daumen zu retten – die Operation bringt jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Auf der Suche nach der nun besten Option empfiehlt die Ärztin Tims Mutter, ihren Sohn ins UKM (Universitätsklinikum Münster) verlegen zu lassen. Dort wurde Tim in der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie aufgenommen. „Bereits in der Notfallambulanz mussten wir feststellen, dass der Daumen nicht ausreichend durchblutet war“, berichtet Oberarzt Dr. Simon Oeckenpöhler. Der Versuch, unter dem Mikroskop neue Gefäße und damit Durchblutung in den Daumen zu bringen schlug fehl, sodass er schließlich komplett entfernt werden musste. „Wir haben gemeinsam mit Oberarzt Dr. David Kampshoff aus der Klinik für Plastische Chirurgie überlegt, wie wir den Daumen noch retten können. Bei diesen Sprengverletzungen ist das Gewebe durch die Druckwelle aber leider häufig so schwer geschädigt, dass der Blutstrom in den Gefäßen immer wieder gerinnt, was ein überleben unmöglich macht.“
Die Verletzung macht deutlich, welch enorme Kraft in dem Sprengkörper lag, der zwar per se nicht illegal oder selbstgebaut war, aber laut Polizei aus der Kategorie F4 stammt. Pyrotechnik aus dieser Kategorie ist nicht für den privaten Gebrauch bestimmt und darf nur von geschulten Personen mit Feuerwerker-Schein abgebrannt werden. Das war Tim im Grunde bewusst, doch der Reiz, es an diesem Abend etwas lauter knallen zu lassen, war größer. Mit den Folgen muss und wird er nun leben. Einen klaren Appell für andere, die mit derartigen Feuerwerkskörpern hantieren wollen, hat Tim allerdings: „Am besten sollte man sowas gar nicht erst benutzen, und wenn man es angeboten bekommt, einfach ignorieren.“
Am UKM werden jedes Jahr zum Jahreswechsel Patienten – meist junge Männer – mit Verbrennungen und Brüchen durch Feuerwerkskörper behandelt. Schwere Verletzungen wie diese sehen die Medizinier jedoch meist bei illegalen Sprengkörpern oder selbst gebasteltem Feuerwerk. Als Handchirurg ist Oeckenpöhler daher jeder Böller einer zu viel:
„Wir sehen jedes Jahr völlig unnötige und leicht vermeidbare schwere Verletzungen an den Armen, Händen, aber auch im Gesicht; das reicht bis zum Verlust des Augenlichts durch Raketen“, sagt er und empfiehlt: „Man kann Silvester auch prima ohne Knallen feiern, aber wenn es sein muss, dann bitte nur mit zugelassenen Feuerwerkskörpern, die mit ausreichendem Sicherheitsabstand gezündet werden!“
Für Tim folgte in der Unfallchirurgie am UKM eine dritte OP, am 15. Dezember wurde der Unterarm in einer vierstündigen Operation dann mit einem Hauttransplantat aus dem Oberschenkel verschlossen. „Erst wenn diese Haut stabil eingeheilt ist, kann eine weitere Versorgung mit einer elektrischen Prothese erfolgen“, sagt Oeckenpöhler. „Die moderne Medizintechnik macht hier ein Steuern der Prothese mit der Armmuskulatur und künstlicher Intelligenz möglich, um schwere Gegenstände aber auch rohe Eier anheben zu können.“
Möglicherweise kann Tim seine Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker dann sogar fortsetzen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, den er mit den Medizinerinnen und Medizinern des UKM gehen wird. Fürs erste hofft Tim, dass er bis zum 24. Dezember entlassen werden kann, um Weihnachten zuhause zu verbringen. Das wünscht sich auch seine Mutter: „Es ist zwar sehr tragisch, aber es hätte auch schlimmer kommen können“, sagt sie. „Das Leben geht auch ohne Hand weiter und das ist die Hauptsache.“
*Name von der Radaktion geändert
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