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Brustkrebs ist nicht nur eine Frauenkrankheit

Selten und daher häufig lange unentdeckt: Auch bei Männern kann es zu bösartigen Veränderungen in der Brust kommen. Manfred Jöckel ist einer von ihnen. Bei den Spezialistinnen und Spezialisten im UKM-Brustzentrum fühlt er sich nun gut versorgt. | lie

„Ich hab‘ nicht gedacht, dass mich das treffen könnte!“ Manfred Jöckel hatte zwar eine leichte Veränderung seiner linken Brustwarze wahrgenommen, doch der Gedanke, dass eine Brustkrebserkrankung dahinterstecken könnte, lag ihm fern. Erst als er sich im Juni beim Umzug in die neue Wohnung verletzte, die Brustwarze blutete und eine klare Flüssigkeit absonderte, ging er zum Hausarzt. Der schickte seinen Patienten erst mal zum Chirurgen, um das „wilde Fleisch“ entfernen zu lassen. Die anschließende Untersuchung des Gewebes führte dann zur Diagnose Brustkrebs. Zur weiteren Behandlung kam der 71-Jährige aus Haltern am See ans UKM (Universitätsklinikum Münster).

„Brustkrebs beim Mann kommt nicht so häufig vor“, sagt Dr. Isabel Radke, Jöckels behandelnde Ärztin im UKM-Brustzentrum des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster. Der Anteil männlicher Patienten an den deutschlandweit jährlich insgesamt mehr als 70.000 Neudiagnosen liegt bei nur circa einem Prozent. „Männer verschleppen die Erkrankung häufiger. Viele wissen einfach nicht, dass Brustkrebs nicht nur eine Frauenkrankheit ist“, macht Radke auf ein wesentliches Problem aufmerksam. „Zudem ist der Weg zu den Spezialistinnen und Spezialisten für männliche Betroffene deutlich länger“, ergänzt Dr. Joke Tio, Leiterin des UKM-Brustzentrums. Denn während Frauen regelmäßig an den Untersuchungen zur Brustkrebsvorsorge teilnehmen, gehen Männer selbst bei auffälligen Veränderungen nicht direkt zur Frauenärztin oder zum Frauenarzt. „Allein der Name ist für sie schon eine Hürde! Zudem dürfen niedergelassene Gynäkologinnen und Gynäkologen ohne Sondergenehmigung der Krankenkassen keine Männer behandeln“, sagt Tio. Auch bei Ämtern, Rehakliniken und Selbsthilfegruppen gelten männliche Brustkrebs-Patienten häufig noch als ungewöhnliche Ausnahme.

Manfred Jöckel kennt die verwunderten Blicke und überraschten Reaktionen – zum Beispiel, wenn er statt seiner neben ihm sitzenden Frau im Brustzentrum aufgerufen wird oder er im Bekanntenkreis von seiner Brustkrebserkrankung erzählt. „Ich spiele einmal in der Woche Prellball und habe dort Bescheid gegeben, warum ich eine Zeit lang aussetzen muss. Die Nachricht ist da eingeschlagen wie eine Bombe“, erzählt der Rentner. Auch einer seiner Brüder habe direkt gesagt, er wolle sich untersuchen lassen. Jöckel, der insgesamt acht Geschwister hat, geht offen und ohne Scham mit der Erkrankung um. Denn er weiß, es ist wichtig, nicht nur die Familie, sondern auch die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. „Das trägt dazu bei, dass andere Männer das mitbekommen“, bekräftigt ihn Dr. Isabel Radke. Fast jede Frau kenne mindestens eine andere Frau, die erkrankt ist oder war. Aber kaum ein Mann kenne einen an Brustkrebs erkrankten Mann. Ein breiteres Bewusstsein trage dazu bei, dass die Erkrankung im Ernstfall frühzeitig erkannt wird und schnelles Handeln die Heilungschancen steigert.

„Als ich die Diagnose bekommen habe, hat meine Frau schneller geschaltet als ich“, blickt Manfred Jöckel zurück. „Ich habe erst nach und nach richtig begriffen, was auf uns zukommt und was sein kann.“ Es folgten weitere Organuntersuchungen. „In einem nächsten Schritt wird noch onkologisch nachoperiert – für den nötigen Sicherheitsabstand“, erklärt Dr. Radke. Für die anschließende Nachsorge wird Jöckel weiterhin zu Dr. Joke Tio und ihrem Team ans UKM-Brustzentrum kommen.

„Auch mein Hausarzt begleitet mich jetzt ganz aktiv“, ist Jöckel dankbar für die Unterstützung, die er von vielen Seiten erhält. Besonders viel Kraft gibt ihm seine Familie, die voll und ganz hinter ihm steht. „Ich sehe wieder Licht am Ende des Tunnels“, blickt er nach vorn. „Meine Frau und ich sind Ostseefans und wollen jetzt viel reisen – unsere Hündin Käthe, ein Golden Doodle, kommt natürlich auch mit. Ich hab‘ noch viel vor!“

Kontakt für Presseanfragen

Anja Wengenroth | UKM-Unternehmenskommunikation

Anja Wengenroth

Pressesprecherin