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„Die Chirurgie der Zukunft hilft schon heute“

Bei Andrea Zimmermann* wurde Gebärmutterkörperkrebs diagnostiziert. Während einer robotisch-unterstützten Operation wurden der 58-Jährigen aus Münster die Gebärmutter und die sogenannten Wächterlymphknoten entfernt. Das fortschrittliche und zugleich schonende OP-Verfahren wird im Zentrum für Robotische Chirurgie am UKM nun auch für gynäkologische Operationen genutzt – für mehr Präzision und Sicherheit. | lie

Eine starke Blutung während des Karibikurlaubs ließ sie aufhorchen: Was zunächst nur ungewöhnlich erschien – schließlich war sie bereits in der Menopause – führte bei der 58-jährigen Münsteranerin Andrea Zimmermann* nach ihrer Rückkehr zur Abklärung beim Frauenarzt. Später wurde bei einer Ausschabung Gewebe entnommen, das sich als bösartig herausstellte. Die Diagnose lautete Endometriumkarzinom – eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Mit rund 11.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist es die häufigste bösartige Tumorerkrankung der weiblichen Genitalorgane in Deutschland. Für die weitere Behandlung kam sie in das WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster ans UKM (Universitätsklinikum Münster). Mit Unterstützung durch das Da-Vinci-Robotersystem entfernten die Spezialistinnen und Spezialisten die Gebärmutter und die sogenannten Wächterlymphknoten. Das fortschrittliche OP-Verfahren ist so schonend, dass Andrea Zimmermann das Krankenhaus bereits drei Tage nach dem Eingriff wieder verlassen konnte.

Während der robotisch-assistierten OP leuchteten die betroffenen Lymphknoten hellgrün auf dem Bildschirm – sichtbar gemacht durch einen Farbstoff namens Indocyaningrün (ICG). „Die Wächterlymphknoten sind die ersten Stationen, an denen sich ein Tumor über das Lymphsystem ausbreiten würde“, erklärt Prof. Lars Hanker, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Leiter des Gynäkologischen Krebszentrums am UKM. „Früher mussten wir zur Sicherheit zehn oder mehr Lymphknoten auf jeder Seite des Beckens entfernen. Heute reicht es oft, gezielt nur die relevanten Lymphknoten zu entnehmen – das bedeutet ein geringeres Komplikationsrisiko und eine schnellere Genesung.“

Die robotische Technik bringt gleich mehrere Vorteile: An der Steuerkonsole erhalten die Operateurinnen und Operateure ein stark vergrößertes, dreidimensionales Bild des Operationsfeldes und steuern über frei bewegliche Griffelemente die Bedieneinheit des Systems. Alle Bewegungen der Instrumentenarme des Roboters führen die Chirurginnen und Chirurgen selbst aus. Das System arbeitet zitterfrei und sehr präzise.

Auf Präzision komme es auch bereits bei der Diagnose an, betont Prof. Hanker. 

„Krebs ist nicht gleich Krebs. Es gibt aggressive und sehr milde Verlaufsformen. Durch molekulargenetische Analysen können wir heute häufig schon im Vorfeld entscheiden, welche Therapie erfolgversprechend ist – und welche wir den Patientinnen ersparen können.“ 

Eine belastende Nachbehandlung, etwa durch eine Chemotherapie, war bei Andrea Zimmermann nicht notwendig. Die molekulare Tumoranalyse zeigte ein sehr günstiges Profil – der Tumor war wenig aggressiv, die entnommenen Lymphknoten waren tumorfrei. „Meine Familie und ich sind einfach erleichtert, dass die Prognose so gut ist“, sagt sie. „Ich freue mich, dass der normale Alltag jetzt weitergeht – und hoffe, bald auch wieder reiten zu können.“

Das Da-Vinci-Operationssystem wird im Zentrum für Robotische Chirurgie des UKM bereits in mehreren Fachbereichen eingesetzt – in der Urologie, der Viszeralchirurgie, der Plastischen Chirurgie und jetzt auch in der gynäkologischen Onkologie. „Wir bilden unsere Operateurinnen und Operateure gezielt dafür aus und haben inzwischen ein erfahrenes Team“, sagt Hanker, der im vergangenen Jahr die Klinikleitung übernommen hat und langjährige Expertise in der Robotik vorweisen kann. „Es ist aufwendiger und technisch anspruchsvoll – aber wir sind überzeugt: Das ist die Chirurgie der Zukunft.“

*Name von der Redaktion geändert

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