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Ein prägender Gestalter der Unfallchirurgie verlässt die Bühne des UKM
Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Spitze der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie beendet Prof. Michael J. Raschke zum Jahresende seine Tätigkeit als Klinikdirektor am UKM (Universitätsklinikum Münster). Mit ihm tritt ein Mediziner ab, der die unfallchirurgische Versorgung in Münster und der Region geprägt hat wie kaum ein anderer. | maz
Sein Name ist vielen Menschen aus der Berichterstattung über das Kiepenkerl-Attentat, der Wichtigkeit von Helmen bei Fahrradunfällen oder zuletzt durch die Behandlung von Kriegsverletzten aus der Ukraine vertraut: Prof. Michael J. Raschke ist mit seinem Team der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie immer dann zur Stelle, wenn durch einen Schicksalsschlag ein vermeintlich gesunder Mensch plötzlich zu einem Verletzten oder gar Schwerstverletzten wird.
„Das ist die Besonderheit an unserem Job, der sich völlig von der Behandlung innerer Erkrankungen oder Krebsleiden unterscheidet. Ich kann einen schwerverletzten Menschen nahezu wiederherstellen, das ist ein absolutes Privileg“, sagt Michael Raschke.
Auch wenn es nur noch wenige Tage bis zum Eintritt in den Ruhestand sind, ist dem Mediziner anzumerken, wie sehr er auch nach vier Jahrzehnten noch für sein Fach brennt. „Ich finde die Unfallchirurgie faszinierend!“
Besonders früh erkannte Raschke die Bedeutung der Alterstraumatologie. Schließlich ist allgemein bekannt, dass alte, gestürzte Menschen, wenn sie nicht zügig wieder auf die Beine kommen, mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht mehr dazu in der Lage sind. Seit seinem Wechsel von der Berliner Charité ans UKM im Jahr 2003 setzte er sich mit Nachdruck für Strukturen ein, die der Versorgung älterer Patientinnen und Patienten gerecht werden. „Mit sehr differenzierten Verfahren können wir mittlerweile Knochenzement direkt in die Wirbelsäule einbringen und diese so stabilisieren, dass die Patienten direkt aufstehen können“, erklärt Michael Raschke. Mit der Zertifizierung des UKM als Alterstraumazentrum wurde in diesem Jahr ein zentrales Element dieses langjährigen Engagements erreicht. Ein weiteres Beispiel für die Alterstraumatologie ist eine von ihm und seinem Team entwickelte Hohlschraube für Beckenfrakturen, über die Zement direkt an die notwendige Stelle appliziert wird – ein Vorzeigeprojekt für gelebte Universitätsmedizin und translationale Forschung, bei der ein klinisches Problem in die Forschung gegeben wird und anschließend den Patientinnen und Patienten in der Klinik zugutekommt.
Ebenso wirkt der heute 66-Jährige bis heute weit über Münster hinaus. Als Begründer des im Jahr 2007 entstandenen Traumanetzwerks NordWest etablierte er ein regionales Versorgungsgefüge, das die Behandlung Schwerverletzter deutlich strukturierter und verlässlicher macht und deren Transport in ein geeignetes Krankenhaus binnen 30 Minuten gewährleistet. Dem Netzwerk gehören 42 Krankenhäuser und Reha-Kliniken der Region südliches Niedersachsen und nördliches Nordrhein-Westfalen unter Federführung des UKM an. An diesen Gedanken knüpft auch das Expert-Projekt an, das die adäquate Behandlung von Frakturen mit Weichteilschäden und postoperativen Komplikationen in den Fokus rückt. Die Medizinische Fakultät der Universität Münster erhielt dafür im Jahr 2022 vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eine Förderung von rund 6,9 Millionen Euro. 33 Krankenhäuser unterschiedlicher Versorgungsstufen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen gehören dem Projekt mittlerweile an.
Engagement für die Universitätsmedizin Münster – und darüber hinaus
Die Ämter, die Prof. Michael Raschke neben der Klinikdirektion bekleidete, füllen allein mehrere Din-A4-Seiten. Neben seinem Vorsitz in zahlreichen Entwicklungs- und Berufungskommissionen der Medizinischen Fakultät, seien stellvertretend seine zweimalige Amtszeit als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) genannt sowie seine Tätigkeit als stellvertretender Ärztlicher Direktor des UKM (2012–2018) und als Mitglied des Aufsichtsrates (2020–2024).
„Michael Raschke hat die Unfallchirurgie und das UKM mit Klarheit und fachlicher Exzellenz geprägt. Er hat nie gescheut, Dinge kritisch zu hinterfragen, und hat damit Innovationen und Weiterentwicklung gefördert“, dankt Prof. Alex W. Friedrich, Ärztlicher Direktor des UKM.
Durch sein Engagement ist Raschkes Klinik auch ein Ort geworden, an dem Karrieren begannen. Zahlreiche in Münster ausgebildete Ärztinnen und Ärzte leiten heute große unfallchirurgische Kliniken in Deutschland. Insgesamt hat der Mediziner 120 Promotionen und 29 Habilitationen betreut. „Bei aller Exzellenz war mir wichtig, den Menschen zu vermitteln, dass sie im Team stärker sind. Die Traumatologie lebt von Interdisziplinarität“, sagt Raschke.
Es gibt jedoch auch Dinge, die er nicht verwirklichen konnte. So hat er sich stark für eine vollstationäre Reha-Klinik in Münster eingesetzt, die am Ende politisch nicht gewollt war. „Auch die Stationierung des ADAC-Rettungshubschraubers hätte ich gerne bei uns gesehen, um die umgehende Versorgung und Verlegung von Patientinnen und Patienten noch weiter zu verbessern“, blickt Michael Raschke zurück. Langweilig wird ihm ab Januar übrigens nicht werden: Seine Ämter in den Fachgesellschaften behält er, wie zum Beispiel in der AO Trauma, weiter inne.
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Marion Zahr
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