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Meilenstein in der Hochpräzisionschirurgie: UKM erreicht 5000 roboter-assistierte Eingriffe

„Robotik ist für uns mehr als eine Technologie. Es ist ein Ökosystem, in dem wir interprofessionell und interdisziplinär zusammenarbeiten – für den Fortschritt der Medizin, der Chirurgie und eine bessere Behandlungsqualität“, so beschreiben und definieren sich die Spezialisten des 2018 gegründeten Zentrums für robotische Chirurgie am UKM. Das Team aus derzeit vier beteiligten Kliniken blickt mit Freude auf die kürzlich erreichten 5000 roboter-assistierten Operationen am UKM, von denen vor allem Krebspatientinnen und -patienten profitieren. | lwi

Mit der 5000. roboter-assistierten Operation hat das UKM (Universitätsklinikum Münster) einen bedeutenden Meilenstein in der Weiterentwicklung innovativer chirurgischer Verfahren erreicht. „Diese Zahl steht nicht nur für eine technische Errungenschaft, sondern auch für ein kontinuierliches Engagement in Innovation, Patientensicherheit und interdisziplinäre Spitzenmedizin“, freut sich auch Prof. Andreas Pascher, Sprecher des UKM Robotikzentrums und Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Seine Klinik ist Teil des 2018 gegründeten Zentrums, dem auch die Kliniken für Urologie, Gynäkologie und Plastische Chirurgie angehören.

Nur wenige Standorte in Deutschland betreiben mehr als drei Robotik-Systeme unter Vollauslastung – am UKM sind es fünf, darunter mehrere Da-Vinci-Roboter und mikrochirurgische Einheiten. An den Da-Vincis arbeiten die operierenden Chirurginnen und Chirurgen an einer Konsole, sie steuern also die insgesamt vier Arme des Roboters, der ihre Handgriffe wiederum auf die kleinen OP-Werkzeuge am Ende der Arme übersetzt und auf diesem Weg präzise Bewegungen ermöglicht, die direkt mit der menschlichen Hand in diesem Maßstab nicht möglich wären. Dabei ist auch der Blick der Operierenden besser, denn einer der vier Robotorarme trägt eine Kamera. Die Ärztinnen und Ärzte sehen also ein hochauflösendes, dreidimensionales und stark vergrößertes Bild des Operationsfeldes im Körper, das sich auch live mit Bildgebungsverfahren wie beispielsweise Ultraschall kombinieren lässt. Dank der minimalinvasiven Technik ist kein großer Bauchschnitt nötig – die Eingriffe sind für Patientinnen und Patienten also insgesamt schonender, insbesondere für Krebserkrankte.

Krebspatientinnen und -patienten profitieren am meisten

Etwa 95 Prozent der Robotik-Operationen am UKM betreffen komplexe onkologische Eingriffe. „Im Vordergrund steht die deutlich höhere Präzision: Für Krebserkrankte werden dadurch bessere R0-Resektionsraten, also eine vollständige Entfernung eines Tumors, und somit optimale langfristige Heilungschancen erreicht“, erklärt Privatdozent Dr. Jens Peter Hölzen, Bereichsleiter der roboterassistierten Viszeralchirurgie. Dank der geringeren Belastung kann schneller mit Anschlussbehandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapie begonnen werden – ein wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg in der Onkologie. Die kürzere Verweildauer schafft so nebenbei auch freie Plätze auf den Intensivstationen.

In der Viszeralchirurgie haben sich vor allem die roboter-assistierten Ösophagusresektionen (Entfernung der Speiseröhre, über 400 Eingriffe) und Leberresektionen (über 250 Eingriffe) etabliert – das UKM zählt damit europaweit zu den Top 5 Zentren. Die Urologie, die bereits seit 2014 roboter-unterstützt operiert, vereint laut Klinikdirektor Prof. Andres Jan Schrader mit 3688 Operationen einen großen Anteil auf sich. Dazu zählen vor allem die Prostatektomien (Entfernung der Prostata), Niereneingriffe und komplexe Harnblasenoperationen. „Auch in der Frauenheilkunde machen wir uns die robotische Technik bei onkologischen Eingriffen wie etwa Hysterektomien (Entfernung der Gebärmutter), aber auch bei komplexen Fällen der gutartigen Erkrankung Endometriose, zu Nutze“, sagt der Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Prof. Lars Hanker, der das robotische Operieren mit seinem Amtsantritt 2024 in der Gynäkologie eingeführt hat. In der Klinik für Plastische Chirurgie von Prof. Tobias Hirsch kommt ein weltweit einzigartiges Zusammenspiel zweier robotischer Systeme zum Einsatz: Das Symani-System wird dabei mit einem robotischen Mikroskop RoboticScope kombiniert, um ultrafeine Techniken bei Brustrekonstruktionen mit Eigengewebe oder supermikrochirurgische Lymphchirurgie zu ermöglichen, hebt Prof. Dr. Maximilian Kückelhaus, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter des Robotikprogramms, hervor.

Speziell geschulte Pflegekräfte und internationale Gäste

Neben den spezialisierten Chirurginnen und Chirurgen sind auch besonders geschulte Pflegekräfte ein integraler Bestandteil des Robotik-Konzepts. „Die am Da Vinci geschulte Pflege kann flexibel in verschiedenen Kliniken eingesetzt werden“, erklärt PD Dr. Martin Janssen, Leiter des Bereichs für robotische Chirurgie der Klinik für Urologie und Kinderurologie. „Das verbessert die Flexibilität, erhöht die Sicherheit im OP-Saal und stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit.“

Als international anerkanntes Hospitationszentrum für roboter-assistierte Speiseröhren- und Leberchirurgie nimmt das UKM auch in der Aus- und Weiterbildung eine Vorreiterrolle ein. Monatlich besuchen zwei bis drei Delegationen aus dem In- und Ausland das Zentrum, um zu lernen und Erfahrungen zu teilen. So fördern alle Beteiligten gemeinsam die „Demokratisierung einer Technologie, die bisher als Königswissen behandelt wurde“, wie Pascher betont. Stetiges Lernen und Weiterentwicklung enden eben auch nach 5000 Operationen nicht.

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