Medical Education
Fundierte Kenntnisse in der innerklinischen Notfallmedizin sind ein wichtiger Baustein des Medizinstudiums sowie der Aus- und Weiterbildung von Assistenzärzt*innen, Notfallsanitäter*innen, Gesundheits- und Krankenpfleger*innen und Anästhesie-/Operationstechnischen Assistent*innen. Als innovative Lehr- und Ausbildungsstation leistet unsere interdisziplinäre Notaufnahme hierbei einen wichtigen Beitrag.
Studierende der Humanmedizin
Studierende der Humanmedizin haben an ganz unterschiedlichen Stellen im Studium Kontakt mit dem Team der Interdisziplinären Notaufnahme (INA).
Curriculare Lehrveranstaltungen
Bereits im ersten Semester bietet Oberarzt Dr. med. Alexandros Rovas im Tandem mit engagierten studentischen Tutor*innen einen spannenden Einblick in die klinische Akut- und Notfallmedizin. In Kleingruppen nimmt er die Studierenden u. a. mit zu einem Schnupperpraktikum in die interdisziplinäre Notaufnahme.
Auch wenn Sie dort natürlich noch keine Patient*innen behandeln dürfen, gibt es dort immer viel zu sehen und zu erleben. Neben Workshops zu Notfallsonographie, Airway-Management und Advanced Life Support haben Sie beim Meet-the-Expert die Möglichkeit, sich mit Notfallmediziner*innen und Notfallpflegenden auszutauschen.
Im letzten Semester vor dem Praktischen Jahr wollen wir unseren Studierenden mal so richtig auf den notfallmedizinischen Zahn fühlen. Dazu haben wir gemeinsam mit den VR-Expert*innen des IfAS das innovative Kurskonzept „Akut- und Notfallmedizinisches Management mit Virtual-Reality-Simulationspatienten (ANT-MAN & The VASP) ins Leben gerufen.
Zunächst gibt Prof. Dr. med. Philipp Kümpers, Chefarzt und Leiter der UKM Notaufnahme, in insgesamt vier interaktiven Vorlesungen anhand von echten Fallbeispielen ein Update zur strukturierten Versorgung nicht-traumatologischer Schockraumpatient*innen in der Notaufnahme. Als Basis dient das in Münster erarbeitete und etablierte IRON MAN-Protokoll.
Anschließend müssen die Studierenden im VASP-Praktikumsteil insgesamt vier kritisch kranke Notfallpatient*innen in der virtuellen Realität (VR) versorgen. Die Besonderheit dieser VR-Simulationsfälle ist das implizite Feedback durch eine dynamische Physiologie. Dieses macht den Erfolg therapeutischer Maßnahmen durch veränderte Vitalparameter, Laborwerte oder Reaktionen der Patient*innen begreifbar.
Wie im echten Schockraum erfolgt im Anschluss an jeden Fall ein Debriefing durch erfahrene Notfallmediziner*innen.
Lehre am Krankenbett
Unsere interdisziplinäre Notaufnahme bietet im 7. Semester einige Plätze für das Blockpraktikum Innere Medizin an. Im Vordergrund stehen das Trainieren von Untersuchungstechniken sowie das vertiefte Kennenlernen typischer Notfallbilder der Inneren Medizin. Im Rahmen von Fallvorstellungen werden zudem problemorientiertes Lernen und differentialdiagnostisches Denken geschult.
Während des achtwöchigen PJ-Einsatzes in unserer interdisziplinären Notaufnahme sind PJ-Studierende feste Mitglieder unseres Teams. Sie werden in Früh- und Spätdienste eingeplant, wobei die Dienstpläne überwiegend in studentischer Selbstverwaltung koordiniert werden. Die Wochenenden sind – in Abstimmung mit dem IfAS – ausdrücklich Teil der Ausbildungszeit.
Zu den Aufgaben der PJ-Studierenden bei uns gehört die Erstaufnahme neuer Patient*innen einschließlich Anamnese, körperlicher Untersuchung und Notfallsonographie. Ziel ist, dass sie einfache Fälle unter fachärztlicher Supervision weitestgehend eigenständig prozessieren. Dazu gehört eine eigenständige Befunddokumentation und Arztbrieferstellung, die Formulierung einer rationalen Differentialdiagnostik und Therapie, das Anmelden radiologischer Diagnostik, das Einholen externer Befunde und Fremdanamnesen sowie die abschließende Befundbesprechung mit unseren Patient*innen. Komplexere Fälle betreuen PJ-Studierende im Tandem mit Assistenzärzt*innen der Inneren Medizin.
Der PJ-Einsatz in der Notaufnahme ist bei Studierenden sehr gefragt. Nach der Anmeldung im PJ-Portal bitten wir alle Interessierten um ein zusätzliches Motivationsschreiben, das uns als Grundlage für unser Auswahlverfahren dient.
Aufgrund der hohen Zahl an PJ-Studierenden und Blockpraktikant*innen bei sehr begrenztem Platzangebot sind Famulaturen in der UKM Notaufnahme leider nicht möglich. Wir bitten, von Bewerbungen abzusehen.
Ärztliche Weiterbildung
Gemäß der geltenden Weiterbildungsordnung absolvieren Weiterbildungsassistent*innen in den internistischen Kliniken des UKM eine sechsmonatige Rotation in unserer interdisziplinären Notaufnahme. Unter der Supervision und Verantwortung des Kernteams erleben Sie dort alle Facetten der internistischen Notfallmedizin, einschließlich der nicht-traumatologischen Schockraumversorgung und Emergency Critical Care.
Unsere Philosophie ist es, Notfälle nicht nur zu prozessieren, sondern die Probleme unserer Patient*innen inhaltlich zu verstehen und bestenfalls medizinisch zu lösen. Ein Kernaspekt der internistischen Weiterbildung in der UKM Notaufnahme ist daher die Befähigung zu einer schnellen und umfassenden Differentialdiagnostik und pragmatischen Initialtherapie. Dazu gehört insbesondere das Erlernen der Notfallsonographie. Bei uns lernen die Weiterbildungsassistent*innen, individuelle Behandlungskonzepte zu entwickeln und Notfallpatient*innen in die passende Versorgungsebene bzw. die passende Fachabteilung zu steuern. Sie erhalten außerdem vertiefende Einblicke in die Prozesse, Abläufe und die Organisation der interdisziplinären Notfallmedizin.
Die Zusatzweiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin” ergänzt eine Facharztkompetenz um die Erstdiagnostik und Initialtherapie von Notfall- und Akutpatient*innen im Krankenhaus. Sie umfasst insbesondere die Indikationsstellung und Koordination der weiterführenden fachspezifischen Behandlung in interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Seit ihrer Einführung Mitte 2020 haben bereits mehr als zehn Fachärzt*innen unserer Notaufnahme diese Zusatzweiterbildung erlangt.
Nach Auslaufen der Übergangsbestimmungen beantragen wir derzeit die Weiterbildungsbefugnis, um unsere Kompetenz und Expertise in der Notfallmedizin auch zukünftig an engagierte Notfallmediziner*innen weitergeben zu können.
Pflege- und Gesundheitsfachberufe
Eine Ausbildung im Pflegebereich ist die Eintrittskarte für einen Beruf mit einer sicheren Zukunftsperspektive. Pflege bedeutet jedoch nicht nur Sicherheit für das Berufsleben. Am UKM steht eine Ausbildung in der Pflege vor allem für Vielfalt, individuelle Förderung und persönliche Weiterentwicklung.
Interessierte Pflegeschüler*innen ab dem 3. Lehrjahr können die Besonderheiten der Pflege in einer Notaufnahme während eines 4- bis 6-wöchigen Wunsch-Einsatzes kennenlernen.
Wir sind sehr stolz darauf, dass sich zuletzt viele unserer ehemaligen Pflegeschüler*innen unmittelbar nach dem Examen für einen Start in unserer interdisziplinären Notaufnahme entschieden haben.
Die Fachweiterbildung Notfallpflege ist eine berufsbegleitende Weiterbildung für Pflegefachkräfte, die sich auf die Versorgung von Patient*innen in Notfallsituationen spezialisieren möchten.
Sie dauert in der Regel zwei Jahre, umfasst etwa 720 Unterrichtsstunden, die in Blockunterricht oder modular organisiert sein können, und 1.800 Stunden praktische Weiterbildung in verschiedenen Einsatzbereichen, wie der Notaufnahme, der Intensivstation, der Anästhesie und dem Rettungsdienst.
In der Weiterbildung werden Kenntnisse und Fähigkeiten in der Versorgung von Patient*innen mit akuten Erkrankungen und Verletzungen, in der Strukturierung von Notfallabläufen sowie in der Anwendung notfallpflegerischer Techniken vermittelt.
Das UKM bietet eine von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) anerkannte Fachweiterbildung „Notfallpflege” an, an der sich Notfallpflegende und Notfallmediziner*innen der interdisziplinären Notaufnahme tatkräftig als Dozierende und Prüfer*innen beteiligen. Seit 2022 haben bereits mehr als 20 Pflegende der Notaufnahme am UKM ihr Zertifikat erhalten.
Zusätzlich zur Ausbildung von Medizinstudierenden und Pflegenden engagiert sich das gesamte Team der UKM Notaufnahme tatkräftig in der Qualifikation weiterer Berufsgruppen. Hierzu zählen Operationstechnische und Anästhesietechnische Assistent*innen (OTA, ATA), Medizinische Fachangestellte (MFA) und Notfallsanitäter*innen.
Die in der Regel zwei bis sechs Wochen dauernden Einsätze werden nach einem strukturierten Curriculum und im Tandem mit erfahrenen Mitarbeitenden durchgeführt.

Interprofessionelle E-Learning-Plattform
Strukturierte Einarbeitung, kontinuierliche Fortbildung und ein gemeinsames Verständnis unserer Versorgungsprozesse – all das sind Grundpfeiler einer funktionierenden Notaufnahme. Um diese Ziele nachhaltig zu unterstützen, haben wir seit 2022 eine eigene interprofessionelle E-Learning-Plattform etabliert.
Unabhängig von Berufsgruppe oder Erfahrungsstand finden hier alle Mitarbeitenden passgenaue, praxisnahe Inhalte. Die Plattform bietet verständlich aufbereitete Informationen zu internen Abläufen, stellt aktuelle Neuerungen vor und dokumentiert individuelle Lernfortschritte. So ermöglichen wir nicht nur eine fundierte Einarbeitung, sondern fördern auch kontinuierliches Lernen im Alltag einer dynamischen Notfallversorgung.